Die schönen Zeiten, als die Luxusgütergüterbranche sich über jährliche Zuwachsraten von durchschnittlich sieben Prozent freuen konnte, sind vorerst vorbei. Die Hersteller teurer Uhren, Juwelen oder Designkleider müssten sich auf das schwächste Jahr seit der Lehmann-Pleite 2008 einstellen, prophezeien die Experten der Unternehmensberatung Bain & Company.
Chinesen kaufen weniger Luxusuhren
Eine schnelle Erholung für Richemont, Burberry & Co sei nicht in Sicht. «Schwächeres Wachstum wird für die Luxusbranche zur neuen Normalität», sagte Bain-Expertin Claudia D' Arpizio. Die Unternehmen müssten daher künftig mehr um Marktanteile ringen als vorher.
Bei der Suche nach Gründen fällt der Blick schnell auf China. Seit die Wirtschaft dort insgesamt schwächer wächst und die Regierung zudem ein Antikorruptions-Pprogramm aufgelegt hat, ist die Nachfrage nach teuren Uhren und Handtaschen deutlich zurückgegangen. Luxusuhren-Verkäufern wie Richemont (Cartier, Piaget, JaegerLeCoultre) oder Swatch (Tissot, Omega, Blancpain) macht aber vor allem die schwache Nachfrage aus Hongkong zu schaffen.
Touristen machen 40 Prozent der Umsätze aus
In den USA bremst unterdessen der starke Dollar die Nachfrage. Weil es teuer ist, in die USA zu reisen, kommen auch weniger Touristen. Das schmerzt die Luxusgüterhersteller besonders, denn Touristen stehen für 40 Prozent der Luxusgüterumsätze.
Aber nicht nur in den USA: Auch in Europa ist die Zahl ausländischer Besucher zurückgegangen, hier allerdings als Folge der Terroranschläge von Brüssel und Paris. Das Ergebnis ist das gleiche: Schwächere Umsätze für die Produzenten funkelnder Juwelen, edler Handtaschen und teurer Uhren wie Richemont, LVMH oder Hermes.
Einziger Lichtblick für die Branche ist zurzeit Grossbritannien. Nicht nur bei Richemont lief es hier zuletzt besser, weil nach dem Brexit-Votum der Pfund-Kurs in den Keller gefallen ist. Touristen aus der ganzen Welt zieht es zum Luxus-Shoppen daher derzeit mehr nach London als nach Paris.
Luxusmarkt in Wartestellung
Immerhin auf Japan können sich die Luxusgüterproduzenten in diesen Tagen noch einigermassen verlassen: Die Unternehmensberatung Bain sieht ein Umsatzwachstum von fünf Prozent – etwas schwächer zwar als im vergangenen Jahr, aber doch deutlich besser als der Durchschnitt. Japan bleibt weltweit der wichtigste Markt für Luxuswaren.
Eine schnelle Erholung für Richemont, Burberry & Co ist nach Einschätzung der Experten von Bain nicht in Sicht. «Der Luxusmarkt befindet sich in Wartestellung.» Bis 2020 erwarten sie nur ein Durchschnittswachstum von zwei bis drei Prozent pro Jahr.
Bei der Frage, wie schnell es wieder nach oben geht, richtet sich der Blick erneut auf den Schlüsselmarkt China. Von seiner rasch wachsenden Mittelschicht wird wesentlich abhängen, ob und wie schnell die Luxusgüterindustrie zum alten Glanz zurückfindet.