Die Zürcher Kantonalbank ZKB schreibt für das vergangene Jahr 744 Millionen Franken Gewinn. Hauptertragsquelle: das Zinsgeschäft. Nun hat die grösste Schweizer Kantonalbank vor wenigen Tagen angekündigt, dass sie nur noch minime Zinsen zahlen könne. Und es kommt noch besser: Sogar auf Negativzinsen müssen sich Kleinsparer offenbar gefasst machen.
ZKB-Chef Scholl: «Wir kriegen auch nichts fürs Geld»
Wer 10'000 Franken auf ein ZKB-Konto legt, erhält ein Jahr später ganze 5 Franken Zins. Davon werden noch Gebühren abgezogen. ZKB-Chef Martin Scholl erklärt den Umstand mit dem allgemein tiefen Zinsniveau: «Wir kriegen auch nichts fürs Geld, die Nationalbank zahlt uns eben auch nichts.» Die ZKB sei zugleich mit hohen Mittelzuflüssen konfrontiert und könne es sich deshalb leisten, relativ wenig zu bezahlen.
Auch die Grossbanken UBS und Credit Suisse zahlen tiefe Zinsen. Doch die ZKB hat ihre Kunden vor ein paar Tagen gar gewarnt, die Zinsen könnten negativ werden.
Scholl: Keine Drohung
Das sei zurzeit reine Theorie, beschwichtigt Martin Scholl: «Das ist weder eine Drohung noch eine Aktion, die unmittelbar bevorsteht. Es ist eine Anpassung der allgemeinen Geschäftsbedingungen.» Falls die Bank je Negativzinsen einführen müsste, hätte der Kunde laut Scholl das Recht, das Geld sofort vollumfänglich zurückzuziehen.
Weil die ZKB in einem solchen Fall voraussichtlich nicht die einzige Bank wäre, die Negativzinsen einziehen würde, blieben den Privatkunden allerdings kaum Alternativen. Sie müssten das Geld wohl unter der Matratze deponieren.
Andere Banken zahlen deutlich mehr
Heute gibt es allerdings Banken, die ihren Kunden deutlich höhere Zinsen gewährt als die ZKB. Dazu gehört die Bank Coop, die doppelt so viel Zins auf Privatkonten entrichtet. CEO Andreas Waespi betont den Willen zu einer attraktive Sparproduktepalette. Die Bank Coop wolle zugleich nachhaltig wachsen und neue Kundschaft gewinnen.
Gar noch ein bisschen mehr Zins gibt es bei der Migros-Bank. Das könne sich die Bank leisten, weil sie die Prioritäten entsprechend setze, sagt Marketingleiter Markus Hunn: Statt Sponsoring von Fussball und Formel 1 werde das Geld in Form von besseren Zinssätzen den Kunden weitergeben.
Klar ist: Die meisten Banken erhalten zurzeit mehr Geld als ihnen lieb ist. Sie können nicht alle Mittel zur Refinanzierung von Hypotheken nutzen. Und müssen es bei der Nationalbank parkieren, wo sie gar keinen Zins dafür erhalten. Erst wenn das Zinsniveau allgemein stiege, wäre das Problem entschärft. Negativzinsen wären dann kein Thema mehr. Bis die Banken wieder höhere Zinsen auf Privatkonten entrichten, dürfte es aber noch länger dauern. Zuviel Geld wird ihnen heute zugetragen.