Schweizerinnen und Schweizer warten nach der Aufhebung des Euro-Mindestkurses dieses Jahr vergeblich auf günstigere Medikamentenpreise. Dass die Preise nicht sofort purzeln, dafür ist der Bund verantwortlich. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) setzt die Preise für kassenpflichtige Medikamente fest. Zentral dabei ist der Ausland-Preisvergleich. Das BAG vergleicht die Preise mit sechs Europäischen Ländern: Dänemark, Deutschland, England, Frankreich, den Niederlanden und Österreich.
Entsprechend wichtig ist der Wechselkurs, den das BAG anwendet. Dieser Kurs wird für bestehende Produkte einmal jährlich geändert, das nächste Mal im Februar.
Die aktuelle und dramatische Frankenaufwertung fliesst in den neuen Wechselkurs kaum ein. Denn das BAG nimmt den Durchschnittswert zwischen Februar 2014 und Januar 2015. So wird der offizielle BAG-Medikamentenwechselkurs nur minim sinken, von aktuell 1,23 Franken auf 1,21 Franken.
Geschenk an die Pharma
Würde per sofort der aktuelle Euro-Wechselkurs angewendet, betrüge der Preisvorteil insgesamt 500 Millionen Franken. Dies berechnete der Preisüberwacher des Bundes, Stefan Meierhans, für das Wirtschaftsmagazin «ECO».
Meierhans stört sich insbesondere daran, dass zum ohnehin hohen Wechselkurs noch eine sogenannte «Toleranzmarge» hinzukommt. Damit liegt der BAG-Wechselkurs für das aktuelle Jahr bei rund 1,25 – bei einem aktuellen Wechselkurs von rund 1,04 Franken.
Preisüberwacher Stefan Meierhans hält diesen Aufschlag für ungerechtfertigt. Es gebe keinen Grund dafür. Medikamente seien ein international handelbares Produkt. Weder die Schweizer Exportbranche noch der Tourismus profitierten von einer Toleranzmarge. «Es gibt keinen Grund für dieses Geschenk an die Pharmaindustrie», sagt Meierhans in «ECO».
Wäre volkswirtschaftlich ein Unsinn
Der Generalsekretär von Interpharma, Thomas Cueni, sagt gegenüber «ECO», die Toleranzmarge sei kein Geschenk: «Ich kenne keine andere Branche, in der jedes Jahr die Preise überprüft und mit anderen Ländern verglichen werden.»
Die Überprüfung der Schweizer Medikamentenpreise habe in den letzten drei Jahren bereits zu Einsparungen von 800 Millionen Franken geführt, und der Medikamentenpreis-Index sei heute 27 Prozent tiefer als 2005. Davon haben die Prämienzahler profitiert. Cueni hält nichts davon, die Preise sofort zu senken. «Das wäre volkswirtschaftlich ein Unsinn», sagt er.
Schweizerinnen und Schweizer geben gemäss BAG jährlich rund 5,8 Milliarden für kassenpflichtige Medikamente aus. Diese Ausgaben haben in den letzten zehn Jahren um rund einen Drittel zugenommen