Megafusion in der Ölindustrie: Der auf Dienstleistungen rund um die Förderung spezialisierte Konzern Halliburton schluckt Baker Hughes – zum Preis von 34,6 Milliarden Dollar.
Damit schliessen sich die Nummer zwei und drei der amerikanischen Öldienstleister zusammen und schaffen einen neuen Branchengiganten mit mehr als 136'000 Angestellten und Vertretungen in über achtzig Ländern. Gemeinsam kamen beide Unternehmen 2013 auf knapp 52 Milliarden Dollar Umsatz. Der bisherige US-Marktführer Schlumberger nahm gut 45 Milliarden Dollar ein.
Die Fusionspartner müssen den Wettbewerbshütern aber wohl Zugeständnisse anbieten. Halliburton erklärte sich bereits bereit, sich von Geschäften mit einem Gesamtumsatz von bis zu 7,5 Milliarden Dollar zu trennen. Nach Einschätzung des Managements dürften die Behörden allerdings mit deutlich weniger zufrieden sein.
Die beiden Unternehmen bieten Dienstleistungen und Technologien für Ölproduzenten an. Dazu gehören Bohrer, Bohrlochsicherungen sowie künstliche Hebevorrichtungen, die für eine bessere Förderausbeute sorgen.
Einigkeit tönt anders
Halliburton und Baker Hughes hatten ihre Gespräche vor mehr als einem Monat begonnen. Die Einigung war eine zähe Angelegenheit, bei der zuletzt sogar richtig die Fetzen geflogen waren. Wochenlang hatten die Geschäftsführer verhandelt, noch am Samstag drohte die Lage zu eskalieren.
Baker-Hughes-Chef Martin Craighead griff Halliburton-Chef Dave Lesar scharf an und bezeichnete dessen Vorgehen als «vollkommen unangemessen». Nachdem die erste Kaufofferte abgelehnt worden war, hatte Halliburton mit einer feindlichen Übernahme gedroht und das gesamte Management von Baker Hughes austauschen wollen. Nun soll der Zusammenschluss in der zweiten Jahreshälfte 2015 abgeschlossen werden.
Der neue Konzern soll von Halliburton-Chef Dave Lesar geleitet werden. Er erhofft sich Kosteneinsparungen von fast zwei Milliarden Dollar im Jahr. Die erhofften Einsparungen seien der treibende Faktor hinter dem Zusammenschluss, konstatierten die Analysten vom Broker Global Hunter Securities.
Preiskrieg zwischen Saudis und USA
Der Zusammenschluss erfolgt vor dem Hintergrund eines massiven Ölpreisverfalls, der es der US-Energiebranche derzeit erschwert, profitabel zu produzieren. Seit dem Sommer hat sich Rohöl um etwa 25 Prozent verbilligt.
Als Hauptursache gilt der Schieferölboom in den USA. Das Fracking, bei dem tiefliegende Gesteinsschichten angebohrt werden und das dort lagernde Schiefergas und -öl mit Hilfe von Chemikalien gelöst wird, hat die USA auf Augenhöhe mit dem bislang weltgrössten Förderland Saudiarabien gebracht.
Die Saudis versuchten zuletzt, ihre Marktanteile mit Preisnachlässen für US-Kunden zu verteidigen. Dadurch könnten die Ölpreise unter die Produktionskosten der US-Förderindustrie gesenkt werden.
Das Fracking ist vergleichsweise teuer und rechnet sich bei zu niedrigen Ölpreisen für viele Firmen nicht mehr. Der Preisverfall sorgt deshalb seit einiger Zeit für Unruhe in der Branche.