Die Schweizerinnen und Schweizer können es nicht lassen: Wer kann, der kauft im grenznahen Ausland ein. Dort locken deutlich niedrigere Preise. Der Einkaufstourismus habe 2013 noch einmal deutlich zugenommen, sagt M-Industries-Chef Walter Huber.
Zu den neun Milliarden Franken des Vorjahres, welche dem Schweizer Detailhandel durch Einkäufe im Ausland entgingen, seien nochmals 500 Millionen dazugekommen. Vor allem mit Lebensmitteln und Kosmetik decken sich die Schweizer jenseits der Grenze ein.
Migros Industrie ist gefordert
Doch genau diese beiden Warengruppen sind das Kerngeschäft der migroseigenen Industriebetriebe mit Marken wie Chocolat Frey, Mibelle oder Midor. Deshalb muss M-Industrie ihre Schokolade, Biskuits Kaffeekapseln oder den Käse billiger produzieren. Aber das allein reicht nicht.
Das Unternehmen sucht deshalb schon lange auch nach neuen Absatzmärkten. Bisher gehen noch 80 Prozent der Exporte in die EU und hier vor allem nach Deutschland. Dass die Migros-Industriebetriebe dabei auch für die deutschen Billigdiscounter wie Aldi und Lidl produzieren, will Huber nicht direkt bestätigen. Er dementiert die hartnäckigen Branchengerüchte aber auch nicht.
Preisdruck teils hausgemacht
Aldi und Lidl verkaufen die Migros-Produkte unter eigenem Namen. Das Pikante daran: der Schweizer Produzent muss seine Schokolade und seine Biskuits in Deutschland viel billiger abgeben als in der Schweiz. Denn deutsche Konsumenten sind berüchtigt für ihren Geiz. Auch das mag Huber allerdings nicht bestätigen. «Alle unsere Kundenbeziehungen müssen nachhaltig profitabel sein», weicht er aus.
Das Geschäft ist in der Tat heikel: Denn während M-Industrie von den Geschäftsbeziehungen mit den deutschen Discountern profitiert, trägt das Unternehmen damit auch zum Einkaufstourismus und dem Preisdruck bei, unter dem die gesamte Migros in der Schweiz leidet.