«Es war unbedingt notwendig», ist Harold James angesichts des «Experiments Mindestkurs» überzeugt. Der Wirtschaftshistoriker der Princeton University beurteilt dessen Festlegung durch die Schweizerische Nationalbank im September 2011 als Erfolg. «Als die Grenze eingeführt wurde, war ja überall eine sehr starke Angst, dass es eine krisenhafte Entwicklung im Euro-Raum gibt, dass der Euro auseinanderbricht», sagt Harold James im Interview mit «ECO». «Dieser Moment war natürlich für die Schweizer Wirtschaft schädigend und gefährlich – und man konnte das dadurch kompensieren».
Heute sei der Mindestkurs nicht mehr unabdingbar, ist Harold James überzeugt. «Ich nehme an, dass er in einiger Zeit gut und leicht fallengelassen werden kann. Es ist nicht ein Ziel, das ewig dauern wird.»
Angst vor Inflation unnötig
Während die SNB mit ihrer Mindestkurs-Politik bisher erfolgreich war, musste sie heute einen Verlust von rund 9 Milliarden Franken bekannt geben. Hauptgrund dafür ist der Zerfall des Goldpreises.
Die Bestände der SNB verbuchen einen Bewertungsverlust von 15 Milliarden Franken. Der Grund: Die von vielen befürchtete Inflation ist ausgeblieben. Auch Harold James tritt Inflationsbefürchtungen entschieden entgegen: «Die Angst vor Inflation ist zur heutigen Zeit unnötig. Die Frage ist nur, wie die Zentralbanken aus dieser Lage herauskommen. Und die Inflations-Befürchtungen beziehen sich eigentlich auf den Zeitpunkt, wo die Banken wieder anfangen, ihr eigenes Geld zu produzieren und jenes der Zentralbanken nicht mehr so notwendig ist. Zu diesem Zeitpunkt kann es also zu Problemen kommen, wenn die Zentralbanken zu langsam reagieren und Liquidität nicht schnell genug vom Markt abziehen. Aber an diesen Zeitpunkt sind wir noch nicht hingelangt.»