Die Tourismusbranche in der Schweiz ist auch in der abgeschlossenen Wintersaison nicht aus der Krise gekommen. Jürg Schmid, Direktor der Vermarktungsorganisation Schweiz Tourismus, zeichnete vor den Medien ein düsteres Bild:
- Die Bergbahnen meldeten für die per März abgeschlossene Saison einen Umsatzrückgang von rund 6 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Nimmt man als Vergleichswert den Durchschnitt der vergangenen vier Jahre, so reduzierten sich die Einnahmen sogar um 10,4 Prozent.
- Bei den Logiernächten von Besuchern aus Europa ging es seit 2010 sogar um 23 Prozent nach unten. «Das heisst, jeder vierte Gast aus Europa fehlt», warnte Schmid an der Medienkonferenz.
- Auch die Zahlen zu den Logiernächten von Besuchern aus Russland brachen ein. Sie sind seit 2013 um rund 40 Prozent rückläufig. Das Land steckt wegen des tiefen Ölpreises in der Krise, zudem wirken die Sanktionen des Westens.
Asiaten fürchten Terroranschläge
Beim Blick auf die Regionen ausserhalb Europas konnte Schmid ebenfalls keine Entwarnung geben: Die Einführung von biometrischen Visa dämpft die Reiseeuphorie aus Asien. Besonders betroffen sei China. Ausserdem zögerten Asiaten nach Europa zu reisen, wenn sie Bilder von Terror in europäischen Grossstädten sehen. Für viele von ihnen ist Paris die Wunschdestination in Europa, von wo sie dann häufig auch noch in die Schweiz kommen.
Insgesamt stimmen die Tourismusbranche auch die langfristigen Indikatoren nicht zuversichtlich. Denn mit der Frankenstärke, die wegen der niedrigen Zinsen im Euroraum noch einige Zeit andauern dürfte, bleiben Reisen in die Schweiz für Ausländer teuer. Zudem liefert das dürftige Wirtschaftswachstum in zahlreichen Weltregionen kaum Impulse für eine Trendwende.
Schweizer sollen Erholung im Sommer bringen
Für die anstehende Sommersaison wollte Schmid aber Optimismus verbreiten: So geht die Prognose für die Logiernächte bei Hotels für 2016 von einem Zuwachs von 1,5 Prozent aus, wofür vorwiegend Reisende aus der Schweiz verantwortlich sein dürfte. Allein in der Sommersaison soll es mit den Übernachtungszahlen um 2,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr nach oben gehen.
Doch Schweiz-Tourismus-Chef Schmid fürchtet, dass auch im Sommer viele Ferngäste ausbleiben werden. Sie sorgten in den letzten Jahren für mehr Hotelübernachtungen und zeigten sich sehr ausgabefreudig.