Die Chefin des Internationalen Währungsfonds IWF, Christine Lagarde, hat Länder mit lahmender Konjunktur dazu gedrängt, mehr Geld für den Bau von Strassen, Brücken und Flughäfen auszugeben.
Mehr öffentliche Investitionen in die Infrastruktur könnten «ein guter Weg sein, um kurzfristig das Wachstum zu unterstützen und neue Arbeitsplätze zu schaffen», sagte die Französin in Washington. Solche Investitionen könnten sich auf längere Sicht für die Staaten lohnen, da sie die Konjunktur belebten und so die Staatsbudgets entlasteten.
Sorgen vor neuer Krise
Damit ändert der IWF seine Tonalität: Nach der Finanzkrise hatte der Währungsfonds seine 188 Mitglieder stets ermahnt, ihre Schuldenberge abzubauen. Jetzt scheint das in den Hintergrund zu treten. Das zeigt: Bei den Währungshütern wächst die Sorge vor einer neuen Wirtschaftskrise. Erst Anfang der Woche hatte der IWF seine Prognose für die globale Konjunktur nach unten revidiert. Die Welt müsse sich auf eine längere Zeit mit schwachem Wachstum und niedriger Inflation einstellen, warnten die Ökonomen.
Kehrtwende stösst auf Widerspruch
Doch das IWF-Rezept, Wachstum mit noch höheren Schulden zu erkaufen, kommt nicht überall gut an. Neben Deutschland mahnt auch die Schweiz zu mehr Haushaltsdisziplin. Der Ruf nach mehr öffentlichen Investitionen sei beunruhigend, sagte Alexander Karrer vom Staatssekretariat für internationale Finanzfragen, denn die Schuldenstände seien «nicht unbedingt» gesunken. «Die Risiken in der Weltwirtschaft sind in den letzten sechs Monaten gestiegen und das Wachstum hat sich verlangsamt. Deshalb besteht ein gewisser Grund für Sorge.»
Sorge besteht in der Schweiz auch deshalb, weil die fortgesetzte Politik des billigen Geldes viele Länder erst recht ermuntern könnte, notwendige Reformen auf die lange Bank zu schieben. Angesichts der angespannten Weltwirtschaftslage könnten diese Sorgen an der IWF-Tagung allerdings überhört werden.