Nokia will sich für den scharfen Konkurrenzkampf im Markt der Netzwerkausrüster wappnen. Der finnische Konzern hat mit dem französischen Rivalen Alcatel-Lucent über einen Zusammenschluss verhandelt.
Nach ausführlichen Gesprächen entschloss sich Nokia, 15,6 Milliarden Euro für Alcatel-Lucent zu bieten.
Nokia offeriert 0,55 neue Aktien für einen Anteilsschein von Alcatel-Lucent. Für die Aktionäre bedeute das einen Aufschlag von 28 Prozent auf den durchschnittlichen Preis der vergangenen drei Monate.
Der Deal solle im ersten Halbjahr 2016 abgeschlossen werden. Nokia-Chef Rajeev Suri solle auch das neue Unternehmen führen.
Dank dem Deal sollen bis 2019 jährliche Einsparungen von 900 Millionen Euro bei den operativen Kosten erzielt werden, wie Nokia ankündigte.
Der Konzern bestätigte überdies auch, dass alle Optionen für seinen digitalen Kartendienst «Here» geprüft werden. Nach Informationen des Finanzdienstes Bloomberg gab es bereits Verkaufsgespräche mit dem umstrittenen Fahrdienst-Vermittler Uber und Interesse einer Gruppe deutscher Autohersteller.
Deal so gut wie unter Dach und Fach
Mit der Übernahme von Alcatel-Lucent könnte Nokia nach dem Verkauf der traditionsreichen Handysparte an Microsoft zu einem Schwergewicht im Netzwerkgeschäft aufsteigen.
Marktführer Ericsson und der chinesische Billiganbieter Huawei müssten sich auf eine erstarkte Konkurrenz gefasst machen – denn bislang verfügt Nokia selbst noch nicht über eine nennenswerte Festnetztechnologie.
Bei einer Fusion würde ein Unternehmen mit einem Marktwert von rund 40 Milliarden Euro entstehen – fast zwei Drittel davon würden von Nokia kommen.
Gerüchteküche brodelt schon lange
Gerüchte über Gespräche zwischen Nokia und Alcatel-Lucent gibt es seit Jahren, vor einigen Monaten waren sie wieder aufgekommen.
In Medienberichten hiess zuvor noch, der einstige Weltmarktführer für Handys wolle sich nur das Mobilfunknetzwerkgeschäft einverleiben, das bei Alcatel-Lucent den kleineren Teil der Erlöse ausmacht. Nun will Nokia aber offenbar den kompletten Anbieter übernehmen.
Während sich Nokia zuletzt dank der Konzentration auf Mobilfunknetze wieder besser schlug, hat Alcatel trotz massiver Bemühungen seit seiner Gründung 2006 keinen Gewinn erzielt. Alcatel-Chef Michel Combes befindet sich gerade mitten in einem Sparkurs, der die Streichung von 10'000 Stellen und den Verkauf von Unternehmensteilen vorsieht.