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Die Wüstenregion «The Great Sand Sea» in der Sahara.
Legende: Geht es nach Desertec, soll bis 2050 ein Fünftel des europäischen Stroms in der Wüste produziert werden. keystone

Wirtschaft Projekt für Wüstenstrom bleibt noch eine Fata Morgana

Desertec möchte Ökostrom aus der Wüste gewinnen. Namhafte Unternehmen unterstützen das Projekt. Siemens und Bosch sind hingegen ausgetreten. Die befürchtete Austrittswelle bleibt bislang aus.

Solarenergie aus der Wüste – eine naheliegende Idee, deren Umsetzung sich Politiker, Wissenschaftler und Ökonomen seit 2003 angenommen haben. Als Desertec-Foundation mit Sitz in Deutschland werben sie seitdem weltweit für das Projekt.

Prominente Unterstützer

Namhafte Unternehmen aus dem Energie- und Finanzsektor haben deshalb 2009 zusammen mit der Desertec-Foundation die Desertec Industrial Initiative (Dii) GmbH gegründet. Die Industrie-Initiative sollte sich fortan um die Realisierung des Projektes kümmern.

Karte, die geplante Anlagen in Afrika und Europa zeigt.
Legende: Desertec möchte Wüstenstrom zu einer wirtschaftlichen Alternative für fossile Energiequellen machen. desertec

Der Plan sieht zunächst den Bau eines Parks aus Solar- und Windanlagen in Nordafrika vor. Dieser soll bis 2050 nicht nur den Energiehunger der Region stillen, sondern auch Europa versorgen. Die Kosten wurden auf 400 Milliarden Euro veranschlagt.

Doch Ende Oktober hat Siemens als Gesellschafter das Projekt verlassen. Auf Anfrage von «SF Online» erklärte Siemens-Unternehmenssprecher Torsten Wolf, dass «die Mitgliedschaft zum 31. Dezember 2012 nicht verlängert werde.» Die Mitgliedschaft laufe regulär aus.

Siemens war Mitbegründer und wichtiger Investor des Projektes. Der Rückzug ist Teil der Unternehmensstrategie des vollständigen Rückzuges aus der Solarindustrie.

Siemens bleibt in Nordafrika

Der deutsche Grosskonzern hat sich damit zwar aus der Dii GmbH verabschiedet, bleibt aber in Nordafrika weiter aktiv, wenn auch nicht im selben Projekt. Siemens realisiert aktuell zwei Windkraftwerke in Marokko.

«Die Aufgabe der Dii GmbH bestand darin, die Aufmerksamkeit auf die Möglichkeiten der erneuerbaren Energien zu lenken, Machbarkeitsstudien zu entwickeln und die Vernetzung relevanter Player zu realisieren.» Sie stehe nicht für die Umsetzung der Projekte, sagte Wolf.

Kein Dominoeffekt

Wenig später erklärte auch Bosch-Rexroth als assoziierter Partner seinen Ausstieg zu Jahresende. Medienberichten zufolge sehen beide Unternehmen keine Aussicht auf die gewinnbringende Produktion von Strom in der Sahara. Investitionen und Rahmenbedingungen stünden in keinem Verhältnis zueinander, berichtet etwa «Bayern 2».

20 Gesellschafter und 35 assoziierte Partner unterstützen Desertec weiter. Das Mainzer Unternehmen Schott beispielsweise bleibt Gesellschafter der Dii GmbH. Unternehmenssprecher Klaus Hofmann sieht in der Vielzahl der unterstützenden deutschen Unternehmen die Attraktivität des Marktes und keinen Grund am Projekt zu zweifeln. «In den kommenden Jahren rechnen wir mit einem jährlichen Marktwachstum von 15 Milliarden Euro», beziffert er.

Langfristige Planung

Auch ABB aus der Schweiz sieht keinen Grund für einen Ausstieg. «Wir sind nach drei Jahren der Auffassung, dass es gut funktioniert», so Kreusel gegenüber Radio DRS. Klar sei zudem von Anfang an gewesen, dass nicht alles innerhalb von drei Jahren erledigt sein würde. «Insofern ist es für uns natürlich, hier fortzufahren.»

Die Dii GmbH sieht ohnehin keinen Grund zur Besorgnis. «Etwas Fluktuation im Laufe mehrerer Jahre ist in einem Verbund von 57 Unternehmen wahrscheinlich ganz normal», erklärte Pressesprecher Klaus Schmidtke kürzlich bei Radio DRS.

Trotzdem – fehlende Atommilliarden zwingen die Unternehmen zunehmend zum Sparen. Das angebliche Interesse amerikanischer und chinesischer Firmen an einem Einstieg bei Desertec wäre aus finanzieller Sicht deshalb für das Projekt reizvoll, damit das Projekt keine Fata Morgana bleibt.

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