Kupfer, Gold, Eisenerz, Platin oder Erdöl: Die Preise für Rohstoffe hören nicht auf zu fallen. Ein wichtiger Rohstoff-Index, der Bloomberg Commodity Index, notiert derzeit so tief wie seit 13 Jahren nicht mehr.
Chinas Probleme drücken auf Preise
Ein Grund dafür ist die chinesische Wirtschaft. Denn China ist der weltweit wichtigste Rohstoffabnehmer. Mehr als die Hälfte der weltweiten Nachfrage nach Metallen kommt von dort. Doch die verhaltenen Konjunkturdaten der letzten Monate deuten darauf hin, dass China in nächster Zeit nicht mehr im gleichen Masse Rohstoffe benötigen wird.
Kommt dazu: Die jüngsten Negativ-Ausschläge an der chinesischen Börse verstärkten die Abwärtsspirale. «Die aktuellen Entwicklungen an den Aktienmärkten sind sehr beunruhigend», sagt Eugen Weinberg, Chef Rohstoffanalyse bei der Commerzbank.
Der Kurszerfall deute darauf hin, dass die chinesischen Konsumenten ihre Käufe möglicherweise überdenken würden. Das heisst: Wenn die Chinesen weniger konsumieren, führt dies zu einer geringeren chinesischen Produktion und damit zu einer kleineren Nachfrage an Rohstoffen.
Stabilisierung bis Ende Jahr?
Allerdings ist China nicht der einzige Grund für den spektakulären Zerfall der Rohstoffpreise. Da die Preise in den letzten zehn Jahren auf einem Höhenflug gewesen waren, erhöhten die Rohstoffförderer ihre Produktion. Inzwischen übertrifft diese die weltweite Nachfrage. Zusätzlich drücken der starke Dollar und die bevorstehende Zinserhöhung der US-Notenbank auf die Rohstoffpreise.
Der Preiszerfall entspreche jedoch nicht mehr den Signalen der Weltwirtschaft, ist Analyst Weinberg überzeugt: «Der Pessimismus am Rohstoffmarkt ist überzogen», betont er. Deshalb sollten sich die Rohstoffpreise bald wieder stabilisieren – seiner Meinung nach schon im laufenden Jahr.