Der bundeseigene Rüstungs- und Technologiekonzern Ruag hat im Jahr 2015 einen Reingewinn von 117 Millionen Franken erzielt. Das sind 39 Prozent mehr als im Vorjahr und ein Rekord für das bundeseigene Unternehmen. Und dies trotz des Export-Embargos in den Nahen Osten und des starken Frankens.
Ganz ohne Einfluss blieb die hochbewertete Schweizer Währung aber nicht: Der Umsatz der Ruag sank um 2,1 Prozent auf 1,744 Milliarden Franken. Der Gewinn vor Steuern und Zinsen erreichte 137 Millionen Franken, gut ein Fünftel mehr als im Vorjahr. Die Ruag will nun eine Dividende von 47 Millionen Franken ausschütten, von der der Bund als Eigner profitiert. Auch für das kommende Jahr sind die Aussichten gut: Die Auftragsbücher der Ruag sind voll wie noch nie.
Airbus-Auftrag besonders profitabel
Das Jahresergebnis sei der Beweis dafür, dass die Schweiz für die Industrie weiter ein attraktiver Standort sein könne, sagte Ruag-CEO Urs Breitmeier an der Bilanzmedienkonferenz im luzernischen Emmen. Nach Aufhebung der Euro-Untergrenze und der Exportblockade im Nahen Osten seien neue Märkte erschlossen, der Einkauf optimiert und die Kosten konzernweit hinterfragt worden.
Insgesamt waren alle fünf Divisionen des Konzerns profitabel. Überdurchschnittlich steigerten sich die Bereiche Verteidigung und Flugzeugstrukturbau. Ruag profitierte erstmals von der neuen Gesamtverantwortung für die globale Lieferkette von zwei Rumpfteilen für das Verkehrsflugzeug A320 – einem Verkaufsschlager von Airbus.
Die Bereiche Luft- und Raumfahrt legten ebenfalls leicht zu. Im Munitionsgeschäft hingegen kam es zu einem Gewinnrückgang.
Der Umsatzrückgang ist in erster Linie auf Währungseffekte im Umfang von 89 Millionen Franken zurückzuführen. Ohne diese wäre die Kennziffer um 2,5 Prozent gestiegen. Das Militärgeschäft trug mit 45 Prozent zum Umsatz bei – nach 43 Prozent im Vorjahr. Zivile Anwendungen machten dementsprechend 55 Prozent des Umsatzes aus.
Der wichtigste Kunde blieb das Eidgenössische Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport mit einem Umsatzanteil von 32 Prozent. Im Vorjahr hatte die Ruag noch 30 Prozent der Produktion an den Bund verkauft. Den Anstieg im Vergleich zum Vorjahr begründet das Unternehmen mit der Frankenstärke.
Mitarbeitende leisteten Gratisarbeit
Das gute Geschäftsergebnis hatte allerdings auch seinen Preis. Nicht zuletzt habe die Gratis-Mehrarbeit von rund 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Schweiz zum Erfolg beigetragen, sagte CEO Urs Breitmeier. Ruag hatte die Arbeitszeit im Mai 2015 um drei Stunden pro Woche erhöht, die Massnahme auf April 2016 aber wieder aufgehoben. Die Mitarbeitenden erhielten dafür eine Prämie.
Die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung stiegen insgesamt um 4,3 Prozent auf 146 Millionen Franken. Der Personalbestand erhöhte sich von 8114 Mitarbeitenden Ende 2014 auf 8'163 Mitarbeitende per Ende 2015.
Für das laufende Jahr gab sich die Konzernspitze optimistisch. Sowohl der Auftragsbestand als auch der Auftragseingang hätten gegenüber dem Vorjahr zugenommen, erklärte Breitmeier.