Sandoz Äthiopien gibt es erst seit knapp drei Jahren. Die Chefin, Ludmilla Reina, sagt, sie habe damals einerseits festgestellt, wie gross das Bedürfnis in der Region nach Medikamenten war und welch grosse Wirkung Sandoz in Äthiopien entfalten könnte. Andererseits habe sie sich in das Land verliebt.
Die etwa vierzigjährige Frau mit langen blonden Haaren klingt eher wie eine Entwicklungshelferin als wie eine Pharmamanagerin, wenn sie über ihr Wirken spricht. In Äthiopien leben auf 100 Millionen Einwohner gerade mal 150 ausgebildete Allgemeinmediziner, 18 Herz- und drei Krebsspezialisten. Reinas Hauptanliegen ist simpel. Sie will dafür sorgen, dass die Menschen einfacher zu medizinischer Versorgung gelangen.
Günstige Generika
Um dies zu erreichen, sei Sandoz in Äthiopien auf unterschiedlichen Ebenen tätig, sagt Ludmilla Reina. Einerseits bringe das Unternehmen die eigenen Generika ins Land und biete sie zu möglichst tiefen Preisen an.
Andererseits suche die Firma nach Darreichungsformen, die auch in Afrika funktionieren. Impfstoffe beispielsweise müssen so verpackt sein, dass in ländlichen Gegenden ohne Kühlschränke haltbar bleiben. Zudem bildet Sandoz medizinisches Personal aus und informiert die Öffentlichkeit über gesundheitliche Themen. Anfangs sei sie alleine Sandoz Äthiopien gewesen, heute habe sie 40 lokale Mitarbeitende, erzählt Reina.
Dies ist ein Engagement, das auch die Nichtregierungsorganisation Médecins Sans Frontières MSF ausdrücklich begrüsst. Sie hat bereits 1999 eine Kampagne zur Verbesserung des Zugangs zum Gesundheitswesen in Entwicklungsländern lanciert. Der zuständige Direktor Rohit Molpani sagt dazu, es sei ganz im Sinne von MSF, wenn Sandoz Generika in Afrika erhältlich mache.
Verschiedene Facetten eines Konzerns
Wichtig aber bleibe, dass die lokalen Behörden befähigt würden, Preise zu setzen und die Qualität im Gesundheitswesen zu garantieren. Allerdings betont Molpani, dass Novartis, zu der Sandoz gehört, in anderen Bereichen und Entwicklungsländern den Zugang zu Medikamenten bisher eher behindert habe.
Ob sich das Sandoz-Engagement in Afrika auszahlt, ist offen. Heute schreibt das Unternehmen noch rote Zahlen, das gibt Sandoz-Äthiopien Chefin indirekt zu. In Afrika müssten Pharmaunternehmen eben auf ein anderes Geschäftsmodell setzen als in Europa oder in den USA. Sandoz sei in Äthiopien für lange Zeit und wolle mit dem Land und seinem Gesundheitswesen wachsen, erklärt Reina. Und irgendwann natürlich Geld verdienen, wäre hier zu ergänzen.
Dass dies gelingen kann, glauben auch Finanzanalysten. Sie beobachten das Afrika-Engagement von Sandoz bisher allerdings eher aus den Augenwinkel. Finanziell ist es heute nicht relevant – noch nicht, wohl.