Die Pensionskasse des Bundes Publica hat angekündigt, dass sie aus Öl und Kohle aussteigen will, Genfer Parlamentarier wollen ihrer Pensionskasse solche Investitionen ebenfalls verbieten: Immer mehr Pensionskassen wollen ihre Anlagen, ihre Beteiligungen an Unternehmen, klimafreundlicher ausrichten. Denn würde die Klimapolitik strenger, könnten Anlagen in klimaschädlichen Bereichen viel Wert verlieren.
Als vorbildlich in Sachen Klimapolitik gilt laut einer neuen Studie des WWF unter anderen die Pensionskasse der Stadt Zürich PKZH. Man fühle sich verantwortlich gegenüber künftigen Generationen, erklärt Jürg Tobler, Leiter Vermögensanlagen das Engagement. «Wir machen das aber auch aus Risikoüberlegungen.» So liefen Firmen, die starke Umweltverschmutzungen verursachen, die Gefahr, irgendwann grosse Kosten auf sich nehmen zu müssen. «Da wollen wir präventiv wirken, um solche Kostenfolgen zu vermeiden.»
Die PKZH hat deshalb berechnen lassen, wie viel CO2 ihre Vermögensanlagen insgesamt mitverursachen. Unternehmen, an denen sie beteiligt ist, versucht sie im Dialog zu einem umweltfreundlicheren Verhalten zu bewegen.
Dialog mit schwer messbarer Wirkung
Externe Experten führen diesen Dialog für die PKZH mit Erfolg: «Das bringt durchaus etwas», sagt Tobler. Er räumt aber auch ein, dass die Wirkung schwierig messbar sei, da man nicht wisse, wie sich diese Firmen ohne den Dialog entwickelt hätten.
«In der Schweiz wirken wir über unsern Berater Ethos darauf hin, dass es nicht nur bei der Messung der Treibhausgasemissionen bleibt, sondern dass die Firmen auch konkrete Reduktionsziele ins Auge fassen», so Tobler weiter. «Immer mehr Firmen tun das.» Führt der Dialog nicht zum Ziel, kann die Pensionskasse Aktien des Unternehmens aus ihrem Portfolio ausschliessen. Man spricht von «devestieren».
Diese Aktien loszuwerden sei kein Problem, sagt Tobler: Man verkauft die entsprechenden Aktien an der Börse und kauft im Gegenzug Aktien von Firmen, die weniger Treibhausgasemissionen ausstossen.
Bis jetzt hat die PKZH allerdings noch kein Unternehmen wegen mangelndem Klimaschutz ausgeschlossen. Tobler ist überzeugt, dass man über den Dialog mehr erreiche als durch einen Ausstieg aus gewissen Titeln.
Eine Firma verkauft, die andere kauft
Tatsächlich sei dem Klima nicht geholfen, wenn ein Investor klimaschädliche Titel verkauft, ein anderer sie aber sofort kauft, räumt auch Britta Rendlen ein. Sie ist Leiterin nachhaltige Anlagen beim WWF. Aber: «Wenn ein wichtiger Investor einen Ausstieg bekanntgibt, dann wird das öffentliche Augenmerk auf die Problematik des Klimawandels gelegt, die Firmen kommen unter Druck. Dadurch komme eine Bewegung in Gang, die nicht selten zu neuen Regulierungen führe. «Die Investoren üben eine wichtige Signalfunktion aus», sagt Rendlen.
Solche Bewegungen hätten in der Vergangenheit durchaus Wirkung gezeigt. Als Beispiel nennt Rendlen das Apartheid-Regime in Südafrika. Eine grosse Kampagne gegen Firmen, die trotz Apartheid in Südafrika engagiert waren, habe für zusätzlichen politischen Druck gesorgt und schliesslich zum Ende der Apartheid geführt.
Übertragen auf den Klimaschutz hofft die WWF-Anlage-Expertin, dass der Druck der Investoren dazu beiträgt, dass zum Beispiel Kohlekraftwerke verboten werden.
Kassen informieren Versicherte zurückhaltend
Pensionskassen könnten sich noch viel stärker für den Klimaschutz engagieren, ist Rendlen überzeugt. Das wäre ganz im Sinne der Versicherten: Laut einer neuen Umfrage des WWF möchten nämlich mehr als die Hälfte aller Versicherten, dass ihre Pensionskasse Investitionen in fossile Energien zugunsten erneuerbarer Energien reduziert.
Allerdings wissen die meisten Versicherten gar nicht, in welche Unternehmen ihre Pensionskasse investiert ist. Vorsorgeeinrichtungen sind mit solchen Informationen in der Regel noch sehr zurückhaltend.