Unmittelbar nach der Generalversammlung vom Freitag hatten die Erben der Schmolz-und-Bickenbach-Gründer mit ihrer Kommanditgesellschaft (S+B KG) eine Handelssperre erwirkt. Damit muss die von der GV beschlossene Kapitalerhöhung um 330 Millionen Franken vorerst verschoben werden. Zudem verkaufte die KG einen Aktien-Anteil von 20,5 Prozent an Renova, der Beteiligungsgesellschaft des russischen Grossinvestors Victor Vekselberg.
Coup von Vekselberg zum Schnäppchen-Preis
Der Verwaltungsrat des Stahlkonzerns hat nun in einer Stellungnahme rechtliche Schritte gegen die Handelsregister-Sperre angekündigt. Man habe «mit Befremden vom Versuch Kenntnis genommen, die Handelsregister-Eintragung der Entscheidungen der ordentlichen Generalversammlung vom letzten Freitag zu verhindern und damit ihre Umsetzung zu blockieren», schreibt der VR.
Der Schritt sei eine nicht akzeptable Obstruktion, das dem Unternehmen und den Aktionären erheblichen Schaden zufügen könne. Dafür werde man KG und Renova vollumfänglich haftbar machen, so das Unternehmen.
Der VR war laut seinen Angaben über die Veränderung im Aktionariat weder von der KG noch der Renova offiziell informiert worden. Verwunderung äusserte er auch über den niedrigen Preis bei dem Verkauf der Anteile an Renova. Der Preis pro Aktie von 2.40 Franken entspreche einem Abschlag von 22 Prozent gegenüber dem Schlusskurs des Vortages von 3.09 Franken.
VR-Präsident tritt nicht zurück
Renova dürfte auf eine neue, ausserordentliche GV pochen und kann im Verbund mit den Nachkommen der Firmengründer die Muskeln spielen lassen.
Entgegen den Angaben der Sonntagspresse will Verwaltungsratspräsident Hans-Peter Zehnder offenbar nicht zurücktrete. «Herr Zehner wurde falsch wiedergegeben», sagte dazu Finanzchef Marcel Imhof.
Mit der Registersperre wird laut den S+B-Erben verhindert, dass die ihrer Ansicht nach unrechtmässig zustande gekommenen Beschlüsse der Generalversammlung umgesetzt werden können. Die KG durfte nämlich an der GV nach einer Verfügung des Zürcher Handelsgerichts nicht mit dem vollen Gewicht ihrer Beteiligung von 40,46 Prozent stimmen, sondern nur mit 20,46. Die Erben sehen deswegen das Aktienrecht verletzt. Die Stimmrechtsbeschränkung hatte eine andere S+B-Aktionärin beantragt.
Übernahmeangebot steht noch aus
Die Kapitalerhöhung von 330 Millionen Franken ist nach Ansicht der KG und Vekselberg zu tief. Die beiden Aktionäre wollten die Mittel um 434 Millionen aufstocken. Die Erben und Renova müssen den übrigen Aktionären nun ein Übernahmeangebot unterbreiten.
Wie viel sie für die Aktien bezahlen wollen, soll «in Kürze» bekannt gegeben. Gemäss Voranmeldung des Übernahmeangebots wird pro Aktie 2,85 Franken geboten. Bei Handelsschluss am Freitag lag der Kurs der Aktie bei 2,90 Franken. Der VR will erst auf das Angebot reagieren, wenn es definitiv vorliegt.