Air Berlin greift in der Luftfahrtkrise zu drastischen Mitteln: Die Flotte wird erheblich verkleinert, Mitarbeiter entlassen, Ziele zusammengestrichen und Basen geschlossen. Das werden Flugreisende zu spüren bekommen.
Bei der angeschlagenen Fluggesellschaft werden demnach bis zu 1200 Mitarbeiter ihre Jobs verlieren – ein Teil der Flugzeuge geht an die Lufthansa. Sie will bis zu 40 Flieger der zweitgrössten deutschen Airline samt Besatzungen für sechs Jahre anmieten, der Grossteil soll für die Billigtochter Eurowings fliegen.
Es fällt mir schwer, in einem dynamischen Arbeitsmarkt wie dem deutschen betriebsbedingte Kündigungen anzukündigen. Dennoch müssen wir leider Personal abbauen. Unser Ziel ist es, dies so sozialverträglich wie möglich zu gestalten.
Air-Berlin-Chef Stefan Pichler bedauerte zwar die Entscheidung für Stellenkürzungen, begründete dies aber mit der Notwendigkeit, das Unternehmen effizienter auszurichten: «Es fällt mir schwer, in einem dynamischen Arbeitsmarkt wie dem deutschen betriebsbedingte Kündigungen anzukündigen. Dennoch müssen wir leider Personal abbauen. Unser Ziel ist es, dies so sozialverträglich wie möglich zu gestalten.»
Von der Radikalkur bei Air Berlin könnte auch der Flughafen Zürich betroffen sein. Neben der Swiss wickelt Air Berlin mit ihrer Tochter-Airline Belair in Zürich am meisten Flüge ab. Sieben Passagiermaschinen hat sie hier stationiert. Konkret äussern sich die Verantwortlichen dazu noch nicht.
Finanzspritzen halten Air Berlin am Leben
Was klar ist: Die Berliner stecken in einer desolaten finanziellen Lage. Die mit fast einer Milliarde Euro verschuldete zweitgrösste deutsche Fluglinie wird schon seit Jahren von ihrer arabischen Grossaktionärin Etihad mit immer neuen Millionenspritzen in der Luft gehalten.
«Etihad Airways unterstützt den Vorstand von Air Berlin bei der grössten Umstrukturierung der Unternehmensgeschichte und steht langfristig zu seinem Engagement», lässt sich denn auch der Investor nach Ankündigung der Sparmassnahmen verlauten.
Allerdings ist Etihad seit 2011 an Air Berlin beteiligt und habe davon bisher sehr profitiert. «So bringt die Kooperation Etihad heute mehr als 150 Millionen Dollar Jahresumsatz.»
Verkehrsminister unterstützt Management
Der deutsche Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt sprach von einem «guten und nachvollziehbaren Schritt, den ich begrüsse. Die Entscheidung sichert Arbeitsplätze, stärkt die deutsche Luftfahrtindustrie und erhält Verbindungen auch ausserhalb der grossen Drehkreuze.»
Air Berlin will sich derweil auf das Kerngeschäft mit einer Flotte von 75 Maschinen von den beiden Drehkreuzen Berlin und Düsseldorf aus konzentrieren. Das Touristikgeschäft mit 35 Flugzeugen soll in einem eigenen Geschäftsbereich zusammengefasst werden mit dem Ziel, strategische Optionen zu prüfen. Dabei will Air Berlin bei der geplanten Vermietung von Flugzeugen an den Lufthansa-Konzern keinerlei Start- und Landerechte und Strecken mit übertragen.
Lufthansa springt in die Bresche
Der Deal mit der Lufthansa soll ab dem kommenden Sommerflugplan Ende März sechs Jahre lang laufen. Für bis zu 38 Maschinen stellt Air Berlin dabei auch Piloten, Flugbegleiter, Wartung, Versicherung und Verwaltungsleistungen. Air Berlin erwartet von der Lufthansa über die Laufzeit des Vertrags Zahlungen von mehr als 1,2 Milliarden Euro. Kosten wie Treibstoff und Flughafengebühren trägt die Lufthansa.