Die Geschäftsleitung der Firma SAN Swiss Arms aus Neuhausen im Kanton Schaffhausen bestätigt gegenüber dem Wirtschaftsmagazin «ECO»: Etwa jeder zweite der 33 Mitarbeitenden erhielt Ende letzter Woche die Kündigung. Die exakte Zahl der Entlassungen sowie ihre Pläne für die Zukunft will die Firmenleitung nicht bekannt geben.
Sie nennt aber die Gründe für den massiven Einschnitt: Die Kosten für die Waffenproduktion seien in der Schweiz im internationalen Vergleich hoch. Parallel dazu sei die Nachfrage nach Sturmgewehren und Pistolen eingebrochen.
SAN Swiss Arms belieferte diverse nationale und internationale Polizeikorps. Hier hat die Firma aber gegenüber der Konkurrenz an Boden verloren. Sie kämpft wie andere Schweizer Waffenhersteller gegen eine sinkende Nachfrage. Für die Schweizer Armee produzierte SAN Swiss Arms (resp. die Vorgängerfirma SIG, siehe Box) das Sturmgewehr 90. Der Produktionsauftrag über rund 450‘000 Gewehre ist aber längst abgewickelt.
Service-Dienste für Armee
Sollte SAN Swiss Arms ihre Dienste einst nicht mehr anbieten können, würde das Schiesswesen mit dem Sturmgewehr 90 zusammenbrechen – das zumindest ist die Überzeugung von Daniel Wyss, Präsident des Schweizerischen Büchsenmacher- und Waffenfachhändlerverbands: «Rund 80 Prozent aller Service- und Reparaturarbeiten am Sturmgewehr 90 kann ich selber ausführen, wenn ich auf die Ersatzteile zugreifen kann. Aber diese kann mir nur SAN Swiss Arms liefern.»
Die Schweizer Armee hingegen, die derzeit noch auf die Service-Dienste von SAN Swiss Arms setzt, sieht keine Gefahr für die sich, wie sie auf Anfrage erklärt. Es würden diverse andere Hersteller existieren, die in die Presche springen könnten, falls SAN Swiss Arms eines Tages verschwinden sollte.
Teil einer verschwiegenen Holding
Die Schweizer SAN Swiss Arms gehört, zusammen mit der Firma SIG Sauer in Deutschland und den USA zur L&O Holding der beiden deutschen Unternehmer Michael Lüke und Thomas Ortmeier. Die Besitzer treten fast nie in der Öffentlichkeit auf, ihre Firmen sorgen hingegen immer wieder für Schlagzeilen.
Bei der deutschen Tochter in Eckernförde an der Ostsee fand letzte Woche eine Razzia statt. Hintergrund ist eine Lieferung von 70 Pistolen nach Kasachstan. Dem Unternehmen SIG Sauer wurde die Bewilligung für dieses Geschäft verweigert. Über eine Niederlassung in den USA soll der Deal trotzdem abgewickelt worden sein. Die Staatsanwaltschaft Kiel bestätigt gegenüber «ECO»: Es bestehe der Verdacht des Verstosses gegen das Aussenwirtschafts- und Waffengesetz.
Bestechungsvorwürfe in Indien
In Indien steht SAN Swiss Arms im Fokus. Mehrere Medien berichteten über Bestechungsvorwürfe. Gemäss diesen habe die Firma, wie andere Waffenhersteller auch, Gelder an indische Verantwortliche bezahlt, um Waffen verkaufen zu können. Eine Stellungnahme dazu gibt es weder von SIG Sauer noch von SAN Swiss Arms.
Der Schweizer Waffenhersteller erklärt, das Unternehmen müsse sich nun restrukturieren und versuchen, neue Aufträge zu gewinnen. Die bestehenden Service-Verträge mit der Schweizer Armee über Instandhaltungs- und Servicearbeiten wolle SAN Swiss Arms zudem weiterhin erfüllen, ebenso die Dienste für die Schweizer Büchsenmacher.