Die Sika-Erben haben ihre Ziele an der ausserordentlichen Generalversammlung in Baar nicht erreicht. Weil sich der Verwaltungsrat (VR) erneut der umstrittenen Stimmrechtsbeschränkung bediente, hat er die von der Familie angestrebte Abwahl von Paul Hälg, Monika Ribar und Daniel Sauter verhindern können. Der Nein-Stimmen-Anteil betrug jeweils über 86 Prozent.
Transaktion ist auf Eis gelegt
Ferner hat der VR auch eine Zuwahl von Max Roesle vereitelt. Hier lag der Anteil der Ja-Stimmen bei knapp 14 Prozent. Damit bleibt das Gremium besetzt wie bisher – mit Paul Hälg als Präsident –, und der von der Familie geplante Verkauf der Sika an Saint-Gobain ist auf Eis gelegt.
Im Gegenzug haben die Vertreter der Schenker-Winkler-Holding (SWH) – im Namen der Familie – die traktandierte Genehmigung für die künftige Vergütung des VR verweigert. Bei diesem Punkt waren die Erben in ihren Stimmrechten nicht beschnitten.
Status Quo bis zum Gerichtsentscheid
Zu Beginn der ausserordentlichen Generalversammlung haben beide Streitparteien noch einmal ihre bereits bekannten Positionen zum Ausdruck gebracht. VR-Präsident Paul Hälg betonte zunächst erneut, wie nachteilig ein Verkauf der Sika an die französische Saint-Gobain sei. Das Wachstum, das die Firma am gleichen Tag bilanziert hatte, könne mit der Transaktion nicht fortgeschrieben werden.
Hälg erläuterte weiter, warum der Verwaltungsrat die Stimmrechte der Familienerben erneut beschneide: Man wolle im Verwaltungsrat den Status Quo erhalten, bis das Zuger Obergericht entschieden habe, ob diese Stimmrechtsbeschränkung rechtens sei.
Die Stimmrechtsbeschränkung hatte der Verwaltungsrat bereits an der vergangenen ordentlichen Generalversammlung angewandt.
Pfui-Rufe für Urs Burkard
Auch andere Redner, darunter verschiedene Sika-Manager und -Mitarbeitende sowie Dominique Biedermann von der Anlagestiftung Ethos, zeigten sich mit dem VR solidarisch.
Urs Burkard widersprach Hälg als erster Redner. Er sei immer noch überzeugt, dass man mit Saint-Gobain den richtigen Ankeraktionär gefunden habe. Die Stimmrechtsbeschränkung bezeichnete er als «illegal». Vor dem Publikum hatte er einen schweren Stand. Manch ein Zuhörer quittierte seine Rede mit Pfui-Rufen oder einem bissigen Lachen.
Burkards Angebot, «entgegen der Darstellung in den Medien für Gespräche bereit zu sein», griff Paul Hälg nach der Stellungnahme des Familien-Vertreters prompt auf. Man würde das Angebot gerne annehmen. Eine entsprechende Konversation müsste jedoch über die «Governance» hinausgehen.