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Wirtschaft Soiron: «Wir müssen ungefähr zehn Prozent verkaufen»

Holcim-Präsident Rolf Soiron spricht bei der Megafusion mit Lafarge von einem lange gehegten Traum. Er geht davon aus, dass der neue Weltmarktführer einen Zehntel der Fabriken aus wettbewerbsrechtlichen Gründen verkaufen muss. Jobs gingen dadurch aber nicht verloren, sagt Soiron im Gespräch mit SRF.

SRF: Rolf Soiron, Sie treten nach über zehn Jahren als VR-Präsident von Holcim bald ab. Wollen Sie sich mit der grossen Fusion ein letztes Denkmal setzen?

Soiron: Persönliche Ziele spielen hier wirklich keine Rolle. Aber es bot sich hier die Gelegenheit, einen Traum zu verwirklichen, den wir schon lange hatten – nämlich einen wirklichen Durchbruch zu erzielen und diese Firma auf ein völlig anderes Niveau zu heben. Und das heisst: Wir bilden hier einen Weltleader in unserer Industrie mit europäischen Wurzeln. Eine solche Gelegenheit kann sich kein VR-Präsident entgehen lassen, egal, wie lang er noch im Amt ist.

SRF: Was heisst das für die 135‘000 Angestellten, die die beiden Konzerne kombiniert haben?

Wir müssen, unverbindlich geschätzt, etwa zehn Prozent des Umsatzes verkaufen. Sonst würden wir Marktanteile belegen, die die Wettbewerbsbehörden wahrscheinlich mit Recht nicht zulassen würden. Es wird also Fabriken geben, die neue Eigentümer bekommen. Das sind begehrte Objekte. Es wird zudem relativ kleine Straffungen bei Administration und Support geben. Detaillierte Angaben sind aber vor der Konsultation der Personalvertretungen nicht möglich.

SRF: Sie lassen die Belegschaften also weiterhin im Unklaren, gerade auch in der Schweiz? Aber es wird künftig wohl kaum noch zwei Marketing- oder Personalabteilungen oder Verkaufsmannschaften brauchen.

Holcim-Präsident Rolf Soiron.
Legende: Holcim-Präsident Rolf Soiron: «Wir können die Firma auf ein völlig anderes Niveau heben.» Keystone

Es braucht aber auch nicht unbedingt eine weniger, denn die Firma ist auf Wachstum angelegt. Das muss man jetzt anschauen. Zur generalisierenden Aussage, die Belegschaft bleibe ohne Information, möchte ich sagen: Der grösste Teil der Arbeiter und Ingenieure arbeitet in den Zementfabriken. Diese sind zu 90 Prozent vom Zusammenschluss nicht betroffen. Zehn Prozent werden möglicherweise einen Eigentümerwechsel erfahren, aber keine Jobs verlieren.

SRF: Wird von den wettbewerbsrechtlichen «Zwangsverkäufen» vor allem Europa betroffen sein, weil Lafarge und Holcim vor allem hier sehr mächtig sind?

Es trifft Europa stark und überwiegend. Ich wehre mich aber gegen das Wort «Zwangsverkäufe». Es sind eben gerade nicht nur Zwangsverkäufe. Es erlaubt der Firma, einen Quantensprung zu machen und auf ganz vielen Gebieten Verbesserungsmassnahmen einzuleiten.

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SRF: Sie haben mit den Wettbewerbsbehörden zum Teil schon gesprochen. Haben die schon grünes Licht gegeben?

Nein, das wird ein langer Prozess. Aber wir haben gute Kontakte mit den Wettbewerbsbehörden auf alleroberster Ebene initiiert. Das gilt auch für Brüssel.

Das Gespräch führte Eveline Kobler.

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