Als Hüterin des Frankens hat die Nationalbank in den letzten Jahren massiv Euro und andere Fremdwährungen wie Dollar und Yen gekauft. Franken wurden verkauft, um so die eigene Währung abzuschwächen. Mittlerweile belaufen sich die Devisenanlagen auf 530 Milliarden Franken.
Gekauft hat die SNB vor allem Obligationen, beispielsweise deutsche oder amerikanische Staatsanleihen. Diese könnten bei Bedarf kurzfristig wieder verkauft werden, ohne die Märkte durcheinander zu bringen, sagt Dirk Niepelt, Professor für Geldpolitik an der Universität Bern.
Nur einen Fünftel in Aktien
Ein privater Investor würde laut Niepelt die Risiken und Renditeaussichten der verschiedenen Anlageformen abwägen und wahrscheinlich eher auf riskantere Papiere, sprich Aktien, setzen.
Die Nationalbank investiert allerdings nur knapp einen Fünftel ihrer Gelder in Aktien (18 Prozent). Das ist zwar deutlich mehr als noch vor ein paar Jahren. Denn auch die SNB weiss, dass langfristig Aktien besser rentieren als Obligationen. Andere grosse Vermögensverwalter wie etwa Pensionskassen, investieren noch deutlich mehr Geld in Aktien.
Bernholz: über 80 Prozent in realen Anlagen
Die SNB sollte den Aktien-Anteil nochmals massiv erhöhen, rät Peter Bernholz, emeritierter Professor für Geldtheorie an der Universität Basel. Für ihn dürfte es ein Anteil in der Grössenordnung von 70 Prozent sein, zusammen mit dem Gold über 80 Prozent. «Jedenfalls müssen meiner Ansicht nach die realen Anlagen über 80 Prozent betragen», sagt der Nationalbank-Kenner.
Denn Bernholz geht davon aus, dass die Nationalbank den Devisenberg noch jahrelang hüten muss. Deshalb könnte sie auch kurzfristige Kursverluste bei Aktien aussitzen. Langfristig würde sich das auszahlen.
Die Nationalbank sollte also freier investieren können als heute. Bernholz ist das gesetzliche Korsett zu eng. So darf die SNB beispielsweise auch keine Aktien von Banken, Waffenproduzenten oder Umweltsündern kaufen.
Niepelt: SNP-Politik ist plausibel
Niepelt hingegen stellt sich hinter die aktuelle SNB-Anlagepolitik. Es sei richtig, schwergewichtig auf Sicherheit und Liquidität der Investitionen zu setzen und drei Viertel der Reserven in Obligationen zu investieren.
«Auf mich wirkt die Argumentation der Nationalbank plausibel», betont Niepelt. Denn so könne sich die Nationalbank genügend Spielraum bewahren und notfalls kurzfristig reagieren, falls die Geldpolitik dies erfordere.
Eines bleibt sich aber unabhängig von einem Entscheid für mehr Aktien oder Obligationen gleich: Die SNB muss ihre aufgetürmten Reserven auch weiterhin schwergewichtig im Ausland investieren. Sie bleibt deshalb den starken Wechselkursschwankungen ausgeliefert, die sie kaum beeinflussen kann.
Entsprechend werden auch ihre Quartalsergebnisse weiterhin stark nach oben und nach unten schwanken. Und so ist es die falsche Zeit, noch mehr Risiken einzugehen und noch stärker auf Aktien zu setzen. Denn mehr Rendite gibt es nur gegen mehr Risiko.