Auf einem Schweizer Bankkonto ist fast nichts mehr zu holen. «Die Sparzinsen sind so tief wie nie in diesem und im letzten Jahrhundert», sagt Benjamin Manz, Geschäftsführer des Vergleichsdienstes Moneyland.ch, zu «10vor10».
Auf einem Sparkonto erhalte man im Durchschnitt noch 0,1 Prozent Zins. «Beim Privatkonto ist es noch schlimmer, dort erhält man noch 0,01 Prozent». Zugleich hätten die Banken schleichend die Gebühren auf diverse Dienstleistungen erhöht, sagt Manz. Nicht nur wegen der Negativzinsen, aber auch.
Kaum Zinsen, hohe Gebühren: Das führt dazu, dass Sparer unter dem Strich draufzahlen. Moneyland hat ein Musterprofil erstellt und berechnet, wie tief der Sparer in die Tasche greifen muss. Der Musterkunde will 50‘000 Franken auf einem Sparkonto und 10‘000 Franken auf einem Privatkonto deponieren. Dazu bezieht er eine Kredit- und eine Debitkarte sowie weitere Dienstleistungen (Details siehe Kasten).
Eine Auswertung für drei Jahre ergibt, dass der Kunde draufzahlt, egal bei welcher Bank er die Konten eröffnet. Am besten fährt er gemäss der Auswertung von Moneyland bei der Postfinance, dort hat er nach drei Jahren «nur» rund 130 Franken weniger auf dem Konto (Zinsertrag minus sämtliche Kosten). Bei etlichen Kantonalbanken sind es zwischen 500 und 700 Franken weniger nach drei Jahren, bei den teuersten Anbietern gar über 1000 Franken (siehe Grafik).
Gebühren- und Zins-Vergleich Schweiz
** Raiffeisen: Konditionen können je nach Genossenschaftsfiliale / Niederlassung variieren, hier wurden die Kosten-Konditionen der Niederlassung Zürich City herangezogen. Für die unter «MemberPlus» aufgeführten Angebote müssen Kunden entweder über ein Guthaben von mindestens CHF 5'000 bei einer Raiffeisen-Niederlassung verfügen (im Fall von Privatkonto Plus & Sparkonto Plus). Oder die Kunden müssen bei einer Genossenschaft Mitglied werden und über mindestens einen (verzinsten) Anteilschein verfügen (im Fall von Mitglieder Privatkonto & Mitglieder Sparkonto). Hier weitere Infos dazu. (quelle: moneyland.ch)
Grossbanken: teure Einzelkonten, günstige Pakete
Zu den teuersten zählen separate Privat- und Sparkonten bei den beiden Grossbanken. Die UBS weist darauf hin, dass ein solcher Kunde bei ihr ein Bankpaket erhalte, bei dem die Gebühren deutlich tiefer seien. Auch die Credit Suisse verweist auf günstigere Paketlösungen für solche Kunden: «Darin sind mehrere Bankdienstleistungen wie beispielsweise Kontoführung, Zahlungsverkehr und Kreditkarten zu einem Fixpreis enthalten, und die Bank zahlt einen Vorzugszins.» Beide Banken schneiden im Moneyland-Vergleich mit ihren Bankpaketen deutlich besser ab als mit einzelnen Konten.
Auch die Alternative Bank Schweiz (ABS), die als einziges Schweizer Institut Negativzinsen direkt auf Kunden überwälzt, zählt zu den teuren Anbietern. Das hänge damit zusammen, dass der Musterkunde von Moneyland zahlreiche schriftliche Zahlungsaufträge ausführe – und solche bei der ABS manuell verarbeitet würden und darum teuer seien. Diese Dienstleistung werde von ABS-Kunden selten genutzt.
Grundsätzlich gilt zu beachten: Die angegebenen Zinssätze sind nominal – und somit nicht durch die Teuerung beeinflusst. Tatsächlich sind die heutigen Nominalzinsen sehr tief im Vergleich zu den 1990er Jahren, als Zinsen von 5 Prozent oder mehr normal waren. Betrachtet man das teuerungsbereinigte Realzinsniveau, so fällt der Vergleich zu früher weniger dramatisch aus. Damals waren die Nominalzinssätze zwar höher, aber auch die Inflation – was real zu tieferen Zinssätzen führte.