Die Käsehersteller machen sich grosse Sorgen. «Das war für uns ein Schock», sagt Jacques Gygax zur Aufhebung des Euro-Mindestkurses letzte Woche. Der Geschäftsführer des Branchenverbandes Fromarte betont, dass die Schweiz fast 40 Prozent der Käseproduktion exportiere. Davon gehen vier Fünftel in den Euro-Raum. Deshalb: «Der Eurokurs ist für uns von zentraler Bedeutung.»
Besonders stark betroffen seien Käsesorten, von denen ein Grossteil im Ausland verkauft wird. Dazu gehören etwa Emmentaler AOP, Appenzeller oder Tête Moine. «Hier geht es je nach Entwicklung um existenzielle Fragen», betont Gygax. Deshalb müsse nun rasch etwas geschehen.
Preise erhöhen oder auf Marge verzichten
Es gebe zwei Möglichkeiten, sagt der Verteter der gewerblichen Schweizer Käsereien: Entweder den Eurokurs auf die Kunden im Ausland abwälzen und die Preise erhöhen, oder den Verlust bei der Marge unter allen Beteiligten aufteilen. Im zweiten Fall fordert Gygax, dass alle – vom Milchproduzenten über den Käseproduzenten bis zum Exporteur – die Verluste mittragen müssten.
Die erste Möglichkeit – den Eurokurs auf die Kunden abwälzen und den Preis für Schweizer Käse im Ausland erhöhen – sei heikel, sagt auch Manuela Sonderegger. Sie ist Mediensprecherin von Switzerland Cheese Marketing, der Organisation, die die ganze Käsebranche vertritt.
Ganze Käsebranche ist gefordert
Schon heute kostet beispielsweise ein Schweizer Emmentaler in Europa an gewissen Orten doppelt so viel wie einer aus der EU. Werde der Käse aus der Schweiz noch teurer, könne dies zu einem Einbruch des Käse-Exports führen, befürchtet Sonderegger. Letztendlich wird deshalb wohl die gesamte Schweizer Käsebranche den Verlust mittragen müssen.
Noch haben die Käsehändler keine Massnahmen ergriffen. Beim grössten Schweizer Käseexporteur Emmi heisst es, man analysiere die Situation und prüfe, welche Optionen es gebe. Klar ist: Die Schweizer Käsebranche, die schon heute mit billigen Importprodukten zu kämpfen hat, kommt durch den tiefen Eurokurs noch stärker unter Druck.