SRF: Vertrauen sie den Stresstests?
Elke König: Ich halte Stresstests für ein sehr gutes und bewährtes Mittel, um bestimmte Szenarien durchzuspielen. Also in etwa: Was erwarte ich bei einem starken Wirtschaftsabschwung oder wenn sich Währungskurse im Verhältnis zueinander unterschiedlich entwickeln. Ich bin mir aber auch der Grenzen von Stresstests bewusst, denn sie bilden immer nur Szenarien ab. Sie sind keine Garantie für die Zukunft und sie sind ganz bestimmt kein Abbild einer von mir erwarteten Zukunft.
Befürchten Sie, dass mehrere grosse europäische Banken den Stresstest nicht bestehen könnten?
Ich gehe davon aus, dass im Szenario eines deutlichen Wirtschaftseinbruchs das eine oder andere Institut Schwierigkeiten haben wird, die Mindestkapitalisierung zu halten. Man macht diese Übung ja auch mit dem Ziel herauszufinden, wie viel Wasser mehr unter dem Kiel besser wäre.
Was muss eine Bank unternehmen, falls sie den Test nicht besteht?
Wenn sich herausstellt, dass eine Bank die Kernkapitalquote von acht Prozent nicht erfüllt, so hat sie sechs Monate Zeit, das Eigenkapital entsprechend aufzustocken. Dann sind die Eigentümer gefragt. Erfüllt eine Bank die im adversen Szenario vorgesehenen 5,5 Prozent Eigenkapital nicht, so hat sie neun Monate Zeit für die Aufstockung. Dies, weil man sagt: «Das ist ein vorsichtiges Szenario, das hoffentlich nie eintritt.»
Sechs oder neun Monate werden die Sparer oder Aktionäre aber kaum warten wollen.
Da haben Sie recht. Doch man muss differenzieren: Wenn es sich um ein grosses, börsenkotiertes Institut handelt, wird der Markt nicht abwarten, bis die gesetzlichen Fristen ablaufen. Der Markt wird eine umgehende Kommunikation der Bank erwarten und sich dann eine Meinung bilden, ob er deren Angaben glaubt oder nicht. Es gibt bei dieser Übung aber auch viele kleinere, oftmals nicht börsennotierte Institute. Bei ihnen mag die Antwort anders sein.
Wichtig ist: Alle betroffenen Institute müssen der Europäischen Zentralbank innerhalb von 14 Tagen ihre Kapitalpläne einreichen, damit sie sehen kann, ob diese realistisch sind. Ich gehe davon aus, dass sich alle Banken und ihre Presseabteilungen bewusst sind, dass im Fall der Fälle eine unmittelbare, sehr klare Kommunikation nötig ist, wie das Problem gelöst werden soll.
Kann es sein, dass in Zukunft die europäischen Sparer Banken retten müssen wie damals in Zypern?
Wir haben immer gesagt, dass sich der Fall Zypern nie wiederholen sollte. Ich denke, dass die europäische Banken-Restrukturierungs-Richtlinie diesen Fall ausschliessen sollte. Die Regelung ist sehr klar formuliert. Sie sieht vor, dass zunächst die Eigentümer der Bank gefordert sind, dann die Gläubiger. Die gesicherten Einlagen sind davon nicht betroffen und daran sollte sich auch nichts ändern.