Es klingt wie Science-Fiction, ist aber auf vielen amerikanischen Feldern schon Realität: Superunkräuter, die resistent sind gegen das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat – das am meisten verbreitete Herbizid der Welt, entwickelt von Monsanto.
«Mehr als die Hälfte der Bauern in den USA haben bereits Probleme mit solchem Superunkraut», sagt Marcia DeLonge, eine Agrarökologin vom amerikanischen Forscherverband Union of Concerned Scientists.
Baumwoll- und Sojafelder in Südstaaten besonders betroffen
Schon auf umgerechnet 243'000 Quadratkilometern wucherten die Pflanzen, die bis zu zweieinhalb Meter hoch werden können. Im Südosten der USA seien schon mehr als 90 Prozent der Baumwoll- und Sojafelder betroffen. Diese Superunkräuter breiteten sich immer weiter aus, sagt Marcia DeLonge.
Das sei eine Folge der weit verbreiteten Monokultur: «Jahr für Jahr werden immer die gleichen Pflanzen gepflanzt und mit immer dem gleichen Pflanzenschutzmittel behandelt.» Und das seit 20 Jahren – solange ist es her, dass Monsanto die Gentech-Pflanzen auf den Markt gebracht hat.
Höhere Kosten für Bauern
Dass schon zwei Dutzend Unkräuter resistent seien gegen das Pflanzengift Glyphosat, habe gravierende Folgen, sagt Christoph Then. Er hat lange für Greenpeace gearbeitet und verfolgt die Entwicklung seit Jahren kritisch: «Die Landwirte müssen immer mehr Spritzmittel einsetzen, auch andere als Glyphosat. Dadurch steigt die Belastung für Mensch und Umwelt.»
Und damit stiegen auch die Kosten für die Bauern, die mehr Spritzmittel kaufen müssten und mehr Arbeitszeit bräuchten, um die Unkräuter zu roden. Das ist das Gegenteil von dem, was Monsanto und andere Anbieter von Gentech-Saaten den Bauern eigentlich versprochen hatten.
Aber nicht nur die Bauern haben ein Problem, sondern auch Monsanto selbst. Denn beim Herbizid- und Saatgut-Hersteller hängt rund die Hälfte des Umsatzes von rund 17 Milliarden Dollar an Glyphosat. Auch darum sucht Monsanto sein Heil im Zusammengehen mit Syngenta.
Neue Gentech-Pflanzen als Antwort
Auf das Problem mit den Superunkräutern hat die Agro-Industrie ihre eigene Antwort gefunden: eine neue Generation von Gentech-Pflanzen. «Die gentechnisch veränderten Pflanzen werden nun mit neuen Resistenzen ausgestattet. In Zukunft ist es so, dass die Pflanzen nicht nur eine Resistenz gegen Glyphosat, sondern auch gegen weitere Herbizide aufweisen», sagt Christoph Then.
Die Herbizide seien wegen ihrer schädlichen Wirkungen auf Mensch und Umwelt sehr umstritten, sagt Then. Auch Glyphosat steht im Verdacht, Krebs zu erregen. Die Unternehmen seien sich der Gefahren bewusst, sagt der Kritiker. Aber es gebe schlicht keine Alternativen.
«Immer mehr Gifte, in immer neuen Kombinationen»
Die Industrie habe es zwar versucht, sei aber gescheitert. Und deshalb rüste sie ihre Gentech-Pflanzen mit den alten Giften auf. «Man wird immer mehr Gifte einsetzen, in immer neuen Kombinationen. Die negativen Folgen werden dadurch zunehmen», erklärt Then.
Auch das ist keine Zukunftsvision, sondern Realität. Erst vor wenigen Monaten hat das US-Agrarministerium neue transgene Mais- und Sojasorten von Monsanto und Konkurrent Dow Chemical zugelassen. Allerdings gilt die Zulassung nur für sechs Jahre. Sollten sich bis dahin Resistenzen entwickeln, wird sie nicht verlängert.
Verdoppelung des Gifteinsatzes in zehn Jahren?
Kritiker bleiben skeptisch. Wenn auch all die anderen Sorten, die auf Zulassung warteten, grünes Licht bekämen und von den Bauern breit eingesetzt würden, werde sich das Resistenz-Problem mit den Superunkräutern nur noch weiter verschlimmern, sagt Marcia DeLonge von der Union of Concerned Scientists. Damit gehe man den gleichen Weg einfach weiter.
Zudem würden die neuen Gentech-Sorten die Bauern geradezu einladen, noch mehr Gift auf ihren Äckern einzusetzen. Es gibt bereits Studien, die eine Verdoppelung des Gift-Einsatzes für das nächste Jahrzehnt voraussagen, wenn die neue Generation von Gentech-Pflanzen flächendeckend eingesetzt wird.