Sein Einstieg ins Führungs-Cockpit der Swiss im Sommer 2009 war kein leichter. Die Finanz- und Wirtschaftskrise machte vielen Branchen zu schaffen, und Experten sprachen von der schwersten Luftfahrtkrise aller Zeiten. In so dramatischen Worten will Swiss-CEO Harry Hohmeister die Krise heute nicht mehr bezeichnen, aber die Führungscrew der Swiss sei schon gefordert gewesen, erinnert er sich.
Die Krise traf uns unvorbereitet, und am Anfang war uns die Dimension ihrer Auswirkung nicht bewusst.
Trotz der Krise schloss die Swiss 2009 noch mit Gewinn ab. Das hätten nicht alle geschafft. Der grosse Gewinneinbruch kam dann 2012. Die Treibstoffpreise stiegen und stiegen, die Swiss büsste die Hälfte ihres Gewinns ein.
Sparen und Effizienz waren angesagt. Die Swiss setzte unter anderem auf Technologiefortschritt: auf Flugzeuge, die weniger Treibstoff verbrauchen, und damit etwas unabhängiger sind vom Öl und seinen schwankenden Preisen.
80 Prozent der Mitarbeitenden der Swiss sind Schweizer
Als ob die Finanzkrise und die steigenden Ölpreise dem Swiss-Chef nicht schon genug Kopfzerbrechen bereitet hätten, da war auch noch die Konkurrenz der Billigflieger. Gegen Easyjet verlor die Swiss ihren Kampf, und gab in diesem Jahr den Standort Basel auf. Dieser Entscheid sei ihm sehr schwer gefallen, sagt Hohmeister.
Sorgen macht Hohmeister auch die Umsetzung der Masseinwanderungsinitiative. Zwar seien 80 Prozent der Swiss-Angestellten Schweizerinnen und Schweizer, aber ohne die 20 Prozent aus dem Ausland ginge es nicht. Er hofft, dass der Bundesrat eine Lösung findet, die auch von der EU akzeptiert wird.
Nationale Gefühle trotz Billigflieger
Die Zukunft des Fliegens sei billig, davon sind viele überzeugt. Harry Hohmeister hält dagegen. Selbstverständlich wolle auch der Lufthansa-Konzern jene Passagiere bedienen, denen der Preis ihres Flugtickets wichtiger sei, als welcher Markenname ihr Flugzeug ziere, zum Beispiel mit Eurowings. Aber Europa sei anders als zum Beispiel der Markt in den USA. In Europa hätten viele Leute eine emotionale Verbundenheit mit ihrer nationalen Airline, und deshalb würde es keinen Sinn machen, eine Swiss oder gar eine Lufthansa abzuschaffen.
Damit bekennt er sich klar zur Zukunft der Swiss. Allerdings fordert er von der Politik - in Brüssel und in Bern - ein ebenso klares Bekenntnis zu diesen Fluggesellschaften. Im Klartext: die Politik müsse Rahmenbedingungen schaffen oder erhalten, damit sich Milliardeninvestitionen der Airlines und die Schaffung von 700 neuen Arbeitsplätzen alleine bei der Swiss im nächsten Jahr auch lohne.