Es sei wie «David gegen Goliath», sagt Jörg Blunschi. Der Chef der Migros Genossenschaft Zürich hat den Kauf von Tegut in Deutschland Ende 2012 eingefädelt. Tegut verzeichnet sinkende Umsätze. Im 2014 betrug der Umsatz noch 970 Millionen Euro.
Die grosse Herausforderung sei nun, veraltete Filialen zu modernisieren und das Filialnetz auszubauen. Doch sobald Tegut einen Standort im Visier habe, seien Rewe und Edeka zur Stelle und lassen ihre Muskeln spielen, sagt Jörg Blunschi.
Die beiden Marktleader im Deutschen Detailhandel schnappen Tegut dank ihrer enormen Finanzkraft oft Standorte vor der Nase weg. Rewe und Edeka machen zusammen rund 90 Millarden Euro Umsatz. Der Nischenplayer Tegut zählt 280 Filialen, in den vier Bundeländern Hessen, Thüringen, Bayern und Niedersachsen.
Rückstand in der Marschtabelle
Bereits Ende Jahr wollte Jörg Blunschi mit Tegut schwarze Zahlen schreiben, nun dauert es länger. 30 Filialen sollen pro Jahr um- und neu gebaut werden. Wegen der Umbauten seien Filialen oft bis 10 Wochen lang geschlossen, was die Mehrumsätze von bereits modernisierten Filialen wegfresse.
Der Weg von Tegut zum Erfolg sei lange, das Potential jedoch gross, sagt Blunschi gegenüber «ECO»:
Noch bis 2017 schiesst Migros jährlich rund 50 Millionen Euro in die «Vitalisierung» des Tegut-Filialnetzes.
Aus Fehlern gelernt
Für Jörg Blunschi ist es bereits der zweite Versuch, mit Migros in Deutschland Fuss zu fassen. Der erste misslang, als er Migros-Filialen in Deutschland betreiben wollte – und damit Verlust einfuhr. Die letzten Filialen wurden 2013 geschlossen. Mit Tegut soll dies nicht passieren. Er habe aus Fehlern von damals gelernt, sagt Blunschi gegenüber «ECO»:
Bio als Chance
Tegut positioniert sich als Konzern mit nachhaltigen und regionalen Produkten, ähnlich wie Migros. Bio ist in Deutschland ein wachsender Markt. Bei Tegut machen Bioprodukte rund 25% des Sortiments aus. Damit will man sich laut Blunschi von der Konkurrenz von Rewe, Edeka und vor allem auch von Aldi und Lidl unterscheiden.
Doch der Deutsche Konsument ist noch preissensibler. Tegut musste die Preise senken und führte eine Günstiglinie ein. «David» reagiert damit auf die Preispolitik von «Goliath». Bis Tegut wieder schwarze Zahlen schreibt, dauert es. Bereits in diesem Jahr wachse der Umsatz jedoch wieder.