Der Autohersteller Tesla hat bestätigt, dass mit dem Fahrassistenten «Autopilot» weitere weniger schwere Unfälle passiert sind. Ein Sprecher von Tesla sagte dem «Wall Street Journal» (WSJ), es habe mehrere Unfälle gegeben, ohne eine konkrete Zahl zu nennen. Die Zeitung sprach von «einer Handvoll» Fällen, mit denen die «Autopilot»-Technik in Verbindung gebracht werde.
Zwei Tesla-Fahrer sagten dem «WSJ», die «Autopilot»-Technik habe stehende Fahrzeuge auf der Fahrbahn nicht erkannt und das Fahrzeug habe nicht gestoppt. Ein anderer Fahrer sagte der Zeitung, der «Autopilot» sei so gut, dass er einen beim Fahren regelrecht einlulle und so in gefährliche Situationen bringe.
Er schaue «mehr als sonst» auf sein Smartphone, erzählte ein weiterer Tesla-Besitzer, der von sich behauptet, den Fahrassistenten in 90 Prozent der Zeit seiner Fahrten zu nutzen! «Meiner Meinung nach vertrauen die Leute dem System blind. Sie glauben, es könne zaubern. Aber es kann nicht mehr, als was ihm seine Sensoren übermittlen.»
Trotz «Autopilot»-Funktion kein «selbstfahrendes Auto»
Zuvor war ein Unfall mit tödlichem Ausgang Anfang Mai bekanntgeworden, bei dem ein Tesla-Fahrer mit «Autopilot» unter einen Lastwagen-Anhänger raste, der die Fahrbahn kreuzte. Tesla betont in einem Blog-Eintrag, dass das Fahrassistenz-System «Autopilot» das Fahrzeug darum nicht zu einem «selbstfahrenden Auto» mache.
Standardmässig sei der Autopilot nicht aktiviert und befinde sich im Beta-Test. Das System alarmiere den Fahrer optisch und akustisch, wenn der Fahrer seine Hände nicht am Steuer habe. Bei Fahrten mit «Autopilot» passierten zudem Unfälle seltener als bei komplett manueller Steuerung, schreibt Tesla weiter. Der «Autopilot» kann unter anderem Tempo, Spur und Abstand halten sowie automatisch bremsen.
Trotz den bekannten Einschränkungen und den gesetzlichen Vorschriften für Autofahrer sind im Internet Videos zu sehen, auf denen sich Tesla-Fahrer bei hohem Tempo mit anderen Dingen beschäftigen oder sogar gar nicht auf dem Fahrersitz sitzen.
Laut Tesla ist die Oktober eingeführte Steuerungs-Software inzwischen in rund 70'000 Fahrzeugen verfügbar. Mit ihr wurden bereits über 200 Millionen Kilometer zurückgelegt.
Wirtschaftliche Konsequenzen
Tesla stellt sich auch gegen den Vorwurf, seine Aktionäre nicht rechtzeitig über den tödlichen Unfall informiert zu haben. Tesla hatte keine zwei Wochen nach dem Crash Aktien für 1,4 Milliarden Dollar verkauft, um Geld für den Produktionsausbau zu heben. Zu diesem Zeitpunkt war einer breiten Öffentlichkeit der Unfall noch nicht bekannt.
Die Finanzjournalistin Cartoll Loomis warf in der Zeitschrift «Fortune» die Frage auf, ob Tesla die Investoren darüber hätte in Kenntnis setzen müssen. Tesla erklärte in seinem Blog unter dem Titel «Misfortune», die Untersuchung der Fahrzeugdaten sei erst Ende Mai abgeschlossen worden. Ausserdem habe auch das Bekanntwerden des Unfalls den Tesla-Aktienkurs kaum beeinflusst.