Der Unmut unter den CS-Aktionären ist gross. Sie haben wahrlich keinen Grund zur Freude. Sie haben viel Geld verloren, weil die Aktie seit längerem auf Talfahrt ist. Allein seit Anfang Jahr hat das Papier 30 Prozent eingebüsst.
Das Geschäft läuft nicht rund: Die Bank hat im vergangenen Jahr einen Milliarden-Verlust eingefahren. Noch nicht erledigt sind zudem eine Reihe von Rechtsfällen, für die die CS bis Ende 2015 über 1,6 Milliarden Franken zur Seite gelegt hat.
Umso mehr ärgern sich die Kleinaktionäre über das fürstliche Gehalt von Konzernchef Tidjane Thiam.
Hohe Transfer-Summe
Thiam ist zwar nicht der bestbezahlte Manager der Schweiz. Mit einem Gehalt von 4,6 Millionen Franken schafft es der CS-Chef nicht mal in die Top 20 der Lohn-Hitparade des Beratungsunternehmens hkp.
Zusätzlich zu seinem Gehalt kassiert Thiam aber noch einen zweistelligen Millionen-Betrag – eine Art Ablösesumme. Er hätte das Geld bei seinem früheren Arbeitgeber, dem britischen Versicherer Prudential, dereinst erhalten – wenn er denn in London geblieben wäre. Um ihn an den Zürcher Paradeplatz zu locken, hat die CS versprochen, diese Millionen zu übernehmen.
So kommt Thiam auf einen Betrag von insgesamt fast 19 Millionen Franken. Und das, obschon er erst seit vergangenem Juli im Amt ist.
Für uns ist es nicht verständlich, dass Thiams Vergütung losgelöst von jeglichen Leistungszielen bezahlt wird.
Nach Ansicht der Genfer Anlagestiftung Ethos hat Thiam das Geld nicht verdient, solange sich nicht zeige, dass er die Bank in eine erfolgreichere Zukunft führe.
«Für uns ist es nicht verständlich, dass Thiams Vergütung losgelöst von jeglichen Leistungszielen bezahlt wird», kritisiert Ethos-Direktor Vincent Kaufmann auf Anfrage von SRF News.
Ethos auf Konfrontation
Ethos geht an der Generalversammlung deshalb auf Konfrontation mit der CS. Die Anlagestiftung stellt sich gegen sämtliche Anträge zu den Löhnen von Management und Verwaltungsrat.
Ethos berät unter anderem Schweizer Pensionskassen. Doch die haben kaum genug Gewicht, um den Vergütungsbericht zu kippen, der den Aktionären zur Konsultativabstimmung vorgelegt wird.
Viel mächtiger ist etwa der US-amerikanische Stimmrechtsberater ISS, der aber – anders als Ethos – bei sämtlichen Traktanden ein Ja empfiehlt.
US-Lob für Umbau
Gewicht hat auch der US-Vermögensverwalter Harris Associates, der 4,2 Prozent der CS-Aktien kontrolliert. Harris Associates steht hinter Konzernchef Tidjane Thiam. Er treffe die richtigen Entscheidungen, sagte der Investment-Chef des Fonds-Hauses in einem Interview mit der «Finanz und Wirtschaft».
Weniger Risiken im Investmentbanking, stattdessen mehr Kapital für den Ausbau der Vermögensverwaltung: Thiams neue Strategie stimme, so Harris Associates. Allerdings hätte Thiams Vorgänger Brady Dougan diese Strategie bereits vor zwei, drei Jahren umsetzen sollen.
Kritik an Präsident Rohner
Diese Kritik fällt zurück auf CS-Verwaltungsratspräsident Urs Rohner. Auch Ethos-Direktor Vincent Kaufmann stellt Rohners Leistung in Frage, steht dessen Wiederwahl aber nicht im Weg. Noch nicht.
«Nach dem Wechsel an der Konzernspitze im vergangenen Jahr braucht die Bank nun Stabilität», erklärte Kaufmann.
Der Verwaltungsrat müsse sich Zeit nehmen, um einen fähigen Nachfolger für Rohner zu suchen. Kaufmann erwartet, dass Rohner an der Generalversammlung im kommenden Jahr als Verwaltungsratspräsident abgelöst wird.