Die Verbände stellten in Bern ihre Forderungen für die Lohnverhandlungen vor. Die stabile Lage der Wirtschaft sei nicht zuletzt dem Einsatz der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu verdanken. «Dies gilt es jetzt zu belohnen.» Mehr Kaufkraft für die Angestellten sei nötig und auch aus volkswirtschaftlicher Sicht sinnvoll.
Die Prognosen sähen für 2016 ein Wirtschaftswachstum von 1,4 Prozent voraus, und es gebe Anzeichen, dass nach der Aufhebung des Euro-Mindestkurses der tiefste Punkt überwunden sei. Der Euro-Kurs habe sich bei 1.10 Franken eingependelt. Aus der Industrie kämen vermehrt positive Signale.
Generelle Erhöhungen verlangt
Gefordert seien generelle Lohnerhöhungen statt Boni, sagte Gabriel Fischer, Leiter Wirtschaftspolitik bei «Travail Suisse». «Nur reguläre Erhöhungen garantieren eine nachhaltige Lohnentwicklung und führen zu einem konsolidierten Rentenanspruch.»
Würden Erhöhungen in übermässigem Umfang individuell gewährt, fehle die Transparenz und es bestehe die Gefahr von Willkür und Missgunst.
Fokus auf Frauenlöhnen
Schliesslich fordert der Verband Lohngleichheit für Frauen und Männer. In den Lohnverhandlungen im Herbst müsse «ein sozialpartnerschaftlicher Fokus» auf die Verbesserung von Frauenlöhnen gelegt werden, sagte Fischer.
Die Gewerkschaft Syna fordert ab nächstem Jahr 100 Franken mehr Lohn im Monat, mit branchenspezifischen Abstufungen. In über zehn Branchen seien im laufenden Jahr die Löhne nicht erhöht worden, trotz guter Baukonjunktur und entsprechend hohem Arbeitsdruck, sagte Präsident Arno Kerst.
Wann kommt der Vaterschaftsurlaub?
Sorgen bereiten der Syna parlamentarische Vorstösse für die Ausserkraftsetzung der Arbeitszeiterfassung, für «faktisch ganze Branchen oder Angestelltenkategorien», wie Kerst ausführte. Es stelle sich die Frage, was eine Lohnerhöhung nütze, wenn zugleich die vereinbarte Arbeitszeit gegenstandslos werde.
In Lohnverhandlungen und Verhandlungen über Gesamtarbeitsverträge (GAV) will Syna auch das Thema Vaterschaftsurlaub einbringen. «Travail Suisse», die Dachverbände der Männer- und Frauenorganisationen und Pro Familia Schweiz lancierten im Mai eine Volksinitiative für vier Wochen bezahlten Vaterschaftsurlaub.