Erst im Jahr 2000 haben Banken und Energiefirmen die Rohstoff-Börse Inter Continental Exchange ICE in Atlanta gegründet. Nun hat die junge Börse einen grossen Expansionsschritt vor. Sie will die traditionsreiche New York Stock Exchange übernehmen. Diese betreibt nicht nur die Börse in New York. Sie hat sich 2007 mit Euronext zu einer transatlantischen Mega-Börse zusammengeschlossen. Sie betreibt Marktplätze in Belgien, Frankreich, den Niederlanden und Portugal.
Die ICE schielt aber vor allem auf die Londoner Tochter Liffe, das Kronjuwel der New York Stock Exchange. Die Termin-Börse Liffe ist die bedeutendste europäische Rohstoff-Börse. Über diesen Kanal will die ICE weiter kräftig wachsen.
Heirat mit Frankfurt scheiterte
Vor zwei Jahren noch wollte die New York Stock Exchange mit der Deutschen Börse in Frankfurt fusionieren und so zum grössten Handelsplatz der Welt aufsteigen. Die ICE versuchte dies mit einer Gegenofferte zu verhindern. Die amerikanisch-deutsche Fusion scheiterte dann aber am Veto der EU-Kommission.
Die ICE wollte damals elf Milliarden Dollar für die feindliche Übernahme der New Yorker Börse zahlen. Nun kommt sie billiger ans Ziel. Sie zahlt noch 8,2 Milliarden Dollar, in bar und mit eigenen Aktien. Die Verwaltungsräte der beiden Gesellschaften haben die Fusionspläne bereits gutgeheissen.
Klassische Börsen müssen kämpfen
In jüngster Zeit suchen immer mehr Börsen ihr Glück in Zusammenschlüssen. Hintergrund ist der harte Wettbewerb im Börsenhandel. Alternative Handelsplattformen, meist von Investmentbanken lanciert, machen den etablierten Börsen das Leben schwer. Diese neuen Plattformen unterliegen weniger strengen Zulassungs- und Betriebsbedingungen. Daher ist der Handel bei ihnen günstiger als bei klassischen Börsen. Diese verlieren laufend Marktanteile an die neuen Plattformen.