Keine Bank dürfe auf Immunität pochen, nur weil sie eine besonders herausgehobene Bedeutung für das Finanzsystem habe, sagt US-Justizminister Holder in seiner Videobotschaft. Und weiter: Keiner sei zu gross, um sich einem Strafurteil entziehen zu können.
In der Tat mussten einige systemrelevante Finanzinstitute seit der Finanzkrise hohe Bussen bezahlen. Aber strafrechtlich angeklagt worden ist bis jetzt keine. Will der US-Justizminister nun mit der Grossbank Credit Suisse ein Exempel statuieren?
In den letzten Tagen meldeten US-Medien wie das «Wall Street Journal» oder die «New York Times», dass US-Staatsanwälte mit Strafklagen gegen die Credit Suisse vorgehen wollen.
Was bezweckt die US-Justiz mit diesen Drohungen? SRF-Wirtschaftsredaktor Christian Kolbe vermutet mehrere Gründe: «Es hat viel mit Selbstschutz zu tun, denn Eric Holder war es, der vor gut einem Jahr ebenfalls mit einer Videobotschaft die Too-big-to-Jail-Debatte mit angestossen hat. Nun muss er innenpolitisch Härte zeigen.» Zudem wolle die US-Justiz möglichst viel Geld aus den Schweizer Banken herausholen.
«Ich habe heute aus Bankenkreisen erfahren, dass sich die Busse für alle andern Banken dieser Kategorie I möglicherweise nach der Höhe der Busse für die Credit Suisse bemisst», so Kolbe. Je mehr Geld, die Amerikaner also aus der CS herausholen, desto mehr Geld werden sie wahrscheinlich auch von den andern Banken der Kategorie I erhalten.
Widmer-Schlumpf für faires Vorgehen
Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf hatte am Freitag in Washington Justizminister Holder wegen des weiterhin schwelenden Steuerstreits getroffen. Ob auch die Credit Suisse Thema beim Treffen war, wollte sie nicht sagen.
«Es sieht ganz danach aus, dass man hier eine verpasste Gelegenheit nachgeholt hat», sagt Kolbe. Die verpasste Gelegenheit war ein geplantes Treffen anlässlich der Frühjahrstagung des IWF in Washington zwischen Widmer-Schlumpf und Eric Holder. Das Treffen konnte nicht stattfinden.
«Ich glaube, die Schweiz konnte bei diesem Treffen den Amerikanern klar machen, dass eine Anklage der CS weder für die USA wegen der Arbeitsplätze in den USA noch für die Schweiz wirklich etwas bringt», vermutet Kolbe.