Ein Kulturwandel muss her in der Bankbranche: «Ich denke, dass ein stärkerer Fokus auf das Gemeinwohl und auf das langfristige Wohl des Kunden entscheidend ist», sagt der Zürcher Ökonomie-Professor Michel Maréchal, der die jüngste Studie der Universität Zürich mitverfasst hat. Er liefert auch gleich Ideen, wie ein solcher Kulturwandel angestossen werden könnte.
Berufsethik via Berufseid?
Er schlägt etwa einen Berufseid vor, ähnlich dem der Ärzte. «Es gibt neuere Erkenntnisse aus der Forschung, die zeigen, dass sogenannte moralische Appelle unethisches Verhalten reduzieren können», sagt Maréchal. Eine weitere, ähnliche Idee ist, dass ein Bankangestellter, bevor er einen kritischen Deal unterzeichnet, mit seiner Unterschrift beglaubigen muss, dass er nach besten Wissen und Gewissen gehandelt hat.
Von einem Berufseid und «moralischen Appellen» vor wichtigen Geschäftsabschlüssen hält Denise Chervet vom Bankenpersonalverband aber wenig: «Das wird schon teilweise gemacht. Ich möchte aber unterstreichen, dass das Problem nicht die Bankangestellten sind. Das Problem sind ihre Arbeitsbedingungen.»
Chervet schiebt die Schuld am schlechten Arbeitsklima in der Bankbranche darauf zurück, dass der Einfluss der Angelsachsen, sprich des riskanten, spekulativen Investment-Bankings zugenommen habe.
Die schweizerischen Bankangestellten hingegen, die sie mit ihrem Verband vertritt, nimmt sie naturgemäss in Schutz. Aber auch sie sieht Handlungsbedarf: «Wenn man anstelle der Boni die Fixlöhne wieder ins Zentrum stellen würde, und wenn man eine Kultur der Transparenz anstatt des Geheimnisses pflegt, dann würde man viel mehr erreichen.»
Wo Geld ist, ist auch Verlockung
Während sich die Bankangestellten laut der Personalvertreterin mehr Vertrauen wünschen, folgen die Banken offenbar vermehrt der Devise: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Dazu sagt Thomas Sutter von der Schweizerischen Bankiervereinigung: «Dort, wo viel Geld im Spiel ist, sind Verlockungen vorhanden. Wichtig ist, dass man Kontrollmechanismen einbaut.»
Auch was die Lohnsysteme und die Boni betrifft, sind sich die Personalvertreterin und der Bankbranchenvertreter nicht einig. Chervet moniert: «Die finanziellen Anreize, die in den letzten Jahren viel zu reden gaben, sind ein Problem. Leider legen auch die Leitungen der Banken grossen Wert auf diese Anreize.»
«Die Systeme heute sind langfristig ausgelegt. Die Boni gehen zurück, wenn das Geschäft nicht gut läuft», entgegnet Sutter. Sicher müsse man dies aber immer wieder überprüfen und feinjustieren.
Auch wenn die Meinungen über mögliche Handlungsmassnahmen bei den Banken auseinandergehen, was das Ziel eines solchen Kulturwandels betrifft, darüber sind sich alle einig. Es soll keine schlagzeilenträchtigen Skandale mehr rund um fehlbare Banker geben.