Der Appetit auf Schokolade ist gewaltig. Das liegt nicht nur daran, dass immer mehr Chinesen und Inder auf den süssen Geschmack kommen. Auch die europäischen Konsumenten – mit Abstand die grössten Abnehmer von Schokolade – melden sich zurück.
Das mache sich bemerkbar, sagt Rohstoffanalyst Tobias Merath von der Credit Suisse: «Europa ist dieses Jahr aus der Rezession herausgekommen. Das hat sich auch im Verbrauch von Kakao und Schokolade niedergeschlagen. Hier haben wir nun einen leichten Anstieg der Nachfrage.» Dass es immer mehr Abnehmer von dunkler Schokolade mit hohem Kakao-Anteil gibt, verstärkt die Nachfrage weiter.
Die Produzenten – allen voran die westafrikanischen Länder – kommen mit der Lieferung nicht nach. Aus verschiedenen Gründen, wie Merath erklärt: «Seit Jahresmitte herrscht eine gewisse Besorgnis über die Kakaoernte, vor allem in der Elfenbeinküste.» Dort seien die Bäume an einem Pilz erkrankt. Zudem habe es in der Gegend viel zu wenig geregnet. «Das drückt natürlich den Ertrag.»
Es wird also nicht genug Kakao produziert. Zumindest nicht genug, um den wachsenden globalen Appetit zu befriedigen. Laut Lehrbuch führt das schnurstracks zu steigenden Preisen.
«Spekulative Transaktionen sind nicht auszuschliessen»
Franz Urs Schmid ist Geschäftsführer des Branchenverbandes Chocosuisse. Er vertritt Branchengrössen wie die Nestlé-Tochter Cailler und Lindt und Sprüngli. Und er hat noch einen weiteren Verdacht für die Nervosität am Kakao-Markt: «Es ist nicht auszuschliessen, dass es wieder spekulative Transaktionen gibt. Und das beunruhigt natürlich.»
Diese Unruhe lässt sich am Preis ablesen: An den Börsen wird die Tonne Kakao derzeit mit gut 2800 Dollar gehandelt. Das ist ein Viertel mehr als vor einem Jahr. Und sogar 40 Prozent mehr als im Frühling. Eine ähnliche Hausse hat es zuletzt vor zwei Jahren gegeben.
Dass diese Entwicklung den Schweizer Verarbeitern nicht gefällt, verwundert nicht. «Es gibt Anlass zur Besorgnis. Es ist ja nicht die einzige Veränderung in preislicher Hinsicht. Und die Hersteller, je nachdem wie sie eingedeckt sind, machen sich da schon Gedanken, wie das weitergehen wird», sagt Schmid.
Einige Hersteller haben schon gehandelt: Sie haben die steigenden Rohstoffpreise an ihre Kunden weitergereicht. «Es ist so, dass sie immer noch günstige Schokolade kaufen können. Aber sie kostet vielleicht 10 oder 20 Rappen mehr, dort wo Preisaufschläge gemacht werden mussten», sagt Schmid. Und die Schweizer Schoggi-Giganten erwarten, dass der Trend in den nächsten Monaten weiter nach oben geht.