Das Bruttoinlandprodukt in der Eurozone wuchs von April bis Juni um 0,3 Prozent zum Vorquartal, wie das Statistikamt Eurostat mitteilte. In den beiden Vorquartalen hatte es noch zu einem Plus von 0,4 Prozent gereicht. Vor allem die grossen Euroländer schnitten unterschiedlich ab.
Deutschland profitiert von Exporten
Deutschland als grösste Volkswirtschaft gewann leicht an Schwung und wuchs um 0,4 Prozent. Die Exportnation profitiert dabei seit Monaten vom schwachen Euro. Das macht Waren ausserhalb des Euroraums günstiger. Demnach stiegen die Exporte nach vorläufigen Berechnungen viel stärker als die Importe. Zudem begünstigte der niedrige Ölpreis die Unternehmen und stärkte die Kaufkraft der Konsumenten. Gebremst wurde das Wachstum im zweiten Quartal hingegen durch schwache Bruttoinvestitionen: Insbesondere die Investitionen in Bauten gingen zurück.
Frankreich stagniert
Der schwache Euro und die niedrigen Energiepreise konnten hingegen Frankreich nicht zu Wachstum verhelfen. Europas Nummer 2 kam nach starkem Jahresauftakt nicht vom Fleck, wie das Statistikamt Insee mitteilte. Das Land kämpft mit hoher Arbeitslosigkeit und Reformstau. In den Monaten Januar bis März hatte die französische Wirtschaft verglichen mit dem Vorquartal noch um 0,7 Prozent zugelegt.
In Italien, der drittgrössten Volkswirtschaft der Eurozone, schwächte sich das Wachstum auf 0,2 Prozent ab. Der Dienstleistungssektor erfuhr ein Wachstum, während die Industrie stagnierte und die Landwirtschaft sogar schrumpfte.
Dennoch sind die Aussichten positiv: Nach drei Jahren Rezession sagt die EU-Kommission Italien für 2015 ein Wirtschaftswachstum von 0,6 Prozent voraus.
Griechenland profitiert vom Tourismus
Ausgerechnet Griechenland hängte die grossen Drei ab: Das krisengeplagte Land schaffte ein Plus von 0,8 Prozent, wozu wohl eine starke Tourismussaison beitrug. Zudem wiesen Ökonomen darauf hin, dass viele Griechen aus Sorge vor Kapitalbeschränkungen im zweiten Quartal mehr gekauft hätten und die Detailhandelsumsätze deshalb gestiegen seien. Für das Gesamtjahr zeigen die Prognosen allerdings keine Erholung aus dem tiefen Tal an, in dem die Wirtschaft des hochverschuldeten Landes seit Jahren steckt.
In Spanien legte das Bruttoinlandprodukt um 1,0 Prozent zu. Nur Lettland kam mit 1,2 Prozent auf ein grösseres Wachstum. Innerhalb der Euro-Zone wies einzig Finnland mit 0,4 Prozent ein Minus aus.
Die Aussichten für die Eurozone bleiben insgesamt gedämpft. Besonders der Exportaufschwung ist trotz des billigeren Euro gefährdet. Grund dafür ist die schlappe Weltwirtschaft. So sorgte China zuletzt mit schwachen Konjunkturdaten, Börsen- und Währungsturbulenzen für negative Schlagzeilen.