Die aktuelle Krise sucht ihresgleichen – und dennoch schreiben zahlreiche Schweizer Unternehmen noch immer schwarze Zahlen. Das überrascht selbst Daniel Kalt, Chefökonom der UBS Schweiz. «Wir haben schon mit Einbrüchen bei den Unternehmensgewinnen gerechnet», sagt er und ergänzt: «Es kam aber besser als befürchtet.» Die Gewinne im Schweizer Aktienmarkt seien im vergangenen Jahr im Bereich von sechs bis acht Prozent eingebrochen, so Kalt weiter.
Es kam aber besser als befürchtet.
Und es sind vor allem diese börsenkotierten, also grösseren, Unternehmen, die in den letzten zwei Monaten ihre Geschäftsabschlüsse publizierten und oft – trotz Krise – einen Gewinn vermeldet haben. Kalt erklärt, «dass vor allem viele der börsenkotierten Unternehmen, die global tätig sind, weiter operieren und produzieren konnten und so weiter funktioniert haben». Das gilt für Pharmakonzerne, Banken, Industriebetriebe, Stromunternehmen oder Versicherungen.
Ganz anders sieht es bei kleineren, privaten Unternehmen aus – bei Restaurants, Reisebüros, Hotels, Sport- oder Kulturveranstaltern. Dazu sagt Christian Gattiker, Chefanalyst bei Julius Bär: «Man kann etwa sagen, dass der Bereich vier Prozent ausmacht, der immer noch betroffen ist oder immer noch stark eingeschränkt war, vier Prozent der Wirtschaftsleistung.» Nur vier Prozent der Wirtschaft, wo aber zehn Prozent der Beschäftigten arbeiten.
Vielleicht auf einer zuversichtlicheren Note kann man sagen, dass gerade dieser Bereich – der Dienstleistungsbereich – natürlich extrem flexibel ist und in der Vergangenheit zumindest immer wieder bewiesen hat, dass er viel schneller auf die Beine kommt, als man erwartet hat.
Die Schweizer Wirtschaft ist also zweigeteilt. Der grosse Teil hat sich inzwischen wieder aufgerappelt, ein kleiner Teil steckt aber noch immer sehr tief in der Krise. Das erklärt das aussergewöhnlich starke Schrumpfen der Schweizer Wirtschaft im Corona-Jahr 2020.
Doch Gattiker ist hoffnungsvoll: «Vielleicht auf einer zuversichtlicheren Note kann man sagen, dass gerade dieser Bereich – der Dienstleistungsbereich – natürlich extrem flexibel ist und in der Vergangenheit zumindest immer wieder bewiesen hat, dass er viel schneller auf die Beine kommt, als man erwartet hat.»
Nachholeffekt nach Shutdown?
Zudem spekuliert UBS-Ökonom Daniel Kalt darauf, dass Konsumentinnen und Konsumenten vieles doch noch einkaufen werden, was sie während des Shutdowns nicht besorgen konnten. So war das schon nach dem ersten Shutdown. Und diesen Nachholeffekt könnte es jetzt wieder geben. Das würde den gebeutelten Klein- und Kleinstunternehmen in der Schweiz helfen.