Der Onlinehandel boomt in der Corona-Krise. Viele kaufen vermehrt im Internet ein, weil sie sich beim Gang ins Lebensmittelgeschäft nicht anstecken wollen. Detailhändler wie Migros oder Coop und viele andere Onlinehändler werden mit Aufträgen überschwemmt und bitten um Geduld bei den Lieferfristen.
Zalando warnt vor rot
Bei Europas grösstem Online-Modehändler Zalando ist es genau umgekehrt. Der Konzern mit Sitz in Berlin warnte kürzlich vor roten Zahlen im ersten Quartal.
Das erstaune, allerdings nur auf den ersten Blick, stellt SRF-Wirtschaftsredaktor Jan Baumann fest: «Die Pandemie verdirbt offensichtlich vielen Menschen die Lust aufs Online-Shoppen.»
Ähnlich formulierte es Zalando selbst: «Grund sind geringere diskretionäre (d.h. nach freiem Ermessen getroffene, Anm. d. Red.) Ausgaben europäischer Konsumenten in Folge der seit dem 9. März bestehenden Massnahmen europäischer Regierungen gegen die Verbreitung des Coronavirus», schreibt Zalando in einer Medienmitteilung.
Menschen setzen andere Prioritäten
Das leuchtet auch ein, denn wer ohnehin nicht ins Restaurant, Kino oder sonst an öffentliche Anlässe darf, braucht auch nicht dringend neue Schuhe oder Kleider von Zalando. Denn wer zu Hause im Homeoffice arbeitet, kann gerade so gut anziehen, was er oder sie noch im Kleiderschrank hat.
Diese Überlegung machen sich zurzeit anscheinend viele Konsumentinnen und Konsumenten. Die Menschen seien jetzt in Krisenstimmung, viele sorgten sich um ihren Arbeitsplatz und hätten Zukunftsängste, schätzt Baumann.
Viele sorgen sich um ihren Arbeitsplatz und haben Zukunftsängste.
Langfristig dürfte der Trend zum Online-Einkauf aber anhalten. Laut Baumann könnte sich der Strukturwandel auf Kosten des stationären Handels gar noch verschärfen, denn ob alle jetzt geschlossenen Läden je wieder auf einen grünen Zweig kommen, ist ungewiss. «Niemand weiss, wie gross der Andrang bei den Geschäften sein wird, wenn sie wieder öffnen dürfen», so Baumann.
Niemand weiss, wie gross der Andrang bei den Geschäften sein wird, wenn sie wieder öffnen dürfen.
So rechnet auch Zalando mit weiterem Wachstum. Bereits 2019 verkaufte der Riese Schuhe, Kleider und Kosmetika für über acht Milliarden Euro. Das war ein Viertel mehr als im Vorjahr.