Die Notenbank-Chefs in der Schweiz, der Eurozone, den USA und Grossbritannien haben alle ein grosses Problem: Die Inflation ist bei ihnen zu Hause zu hoch. Deshalb haben alle vier in den letzten 24 Stunden ihren Leitzins weiter angehoben.
Auffallend ist, dass alle vier Notenbanken ihre Leitzinsen um einen halben Prozentpunkt angehoben haben, weniger stark als bei den letzten Zinssitzungen. Sie haben also ihr Tempo gedrosselt, aber aufatmen mag noch keine Notenbank, denn die Inflation liegt in allen vier Regionen noch immer klar über dem langfristig gewünschten Zielwert von rund 2 Prozent.
Heikle Gratwanderung der Notenbanken
Am ungemütlichsten ist die Lage aktuell in Grossbritannien. Die Inflation liegt noch immer bei 10.7 Prozent. Dies, obwohl die britische Notenbank bereits neun Mal in Folge ihren Leitzins angehoben hat – so oft wie keine der anderen Notenbanken. Das Ziel ist, mit Zinsen Kredite zu verteuern und Sparen attraktiver zu machen. Beides bremst das Wirtschaftswachstum und dämpft – gemäss Lehrbuch – die Teuerung. In Grossbritannien ist diese Rechnung bisher nur beschränkt aufgegangen: Die Inflation ist noch immer hoch. Gleichzeitig schlittert die Wirtschaft derzeit Richtung Rezession.
Zögern der EZB rächt sich
Eine ungemütliche Mischung, die es so auch in der Eurozone gibt: Die Inflation ist mit 10 Prozent ebenfalls noch immer schmerzhaft hoch. Das hat zum Teil mit der Europäischen Zentralbank EZB zu tun, die mit der ersten Zinserhöhung länger als andere gezögert hat. Die EZB wollte die von den Folgen des Ukraine-Krieges gebeutelte europäische Wirtschaft nicht zusätzlich belasten – doch die Eurozone rutscht nun dennoch in diesem Winter in eine Rezession.
In den USA ist die Lage etwas besser: Nach insgesamt sieben teils kräftigen Zinserhöhungen ist die Inflationsrate inzwischen spürbar gesunken, beträgt aber immer noch gut 7 Prozent. Und allenfalls bleibt der US-Wirtschaft eine Rezession erspart.
Schweiz – Insel der Glückseligen
Verglichen mit den USA, der Eurozone und Grossbritannien ähnelt die Schweiz – geldpolitisch betrachtet – derzeit schon fast einer Insel der Glückseligen. Die Inflationsrate ist mit 3 Prozent zwar auch hier höher, als es Notenbankpräsident Thomas Jordan lieb sein kann; aber sie ist deutlich tiefer als in den andern drei Regionen. Und die hiesige Wirtschaft wächst noch immer ein bisschen.
Allerdings: Die Gefahr von hartnäckig hohen Inflationsraten ist noch nicht gebannt, auch hier nicht. So haben alle vier Notenbank-Chefs betont, dass weitere Zinserhöhungen folgen dürften.