Die Schweizerische Nationalbank (SNB) kann an der heutigen Generalversammlung auf ein Jahr mit einem Rekord-Gewinn von 54 Milliarden Franken zurückblicken. Was auf den ersten Blick verlockend scheint, betrifft die Aktionäre kaum, denn Aussichten auf eine höhere Dividende gibt es nicht.
Die SNB unterliegt als öffentliche Institution anderen Regeln als Geschäftsbanken oder Firmen. Die Stimmbeteiligung sowie die Gewinnausschüttung für Privatanleger sind limitiert. Die Dividende ist bei sechs Prozent des Ausgangswertes gedeckelt, was 15 Franken pro Titel entspricht.
Fast die 9000-Franken-Marke gesprengt
Umso verblüffender ist es, dass Spekulanten in jüngster Zeit die Aktie für sich entdeckt zu haben scheinen. Mitte 2016 dümpelte ihr Wert knapp über dem langjährigen Mittel von 1000 Franken; diesen Frühling sprengte sie beinahe die 9000-Franken-Marke. Anfang April schnellte sie in nur vier Handelstagen um 50 Prozent in die Höhe. Ausschlaggebend sind wohl eher Gerüchte statt harte Fakten.
Stabilität, nicht Gewinne sind das Ziel
Rechtlich gesehen ist die SNB eine spezialgesetzliche Aktiengesellschaft und unterliegt besonderen Bestimmungen. Das hat durchaus gute Gründe, denn die Aufgabe der Nationalbank ist es in erster Linie, die Geldpolitik des Landes zu stützen, nicht hohe Gewinne zu erwirtschaften.
Die öffentliche Hand hält denn auch über die Hälfte des Aktienkapitals und rund drei Viertel aller Stimmrechte. Dieses Jahr können Bund und Kantone mit zwei Milliarden des Gewinns rechnen. Der Rest wird für Rückstellungen und die Ausschüttungsreserve verwendet.
Missverständnisse führen zu Spekulationen
Geregelt ist dies im Nationalbankgesetz (NBG). Dort ist unter anderem festgehalten, dass den Aktionären im theoretischen Fall einer Auflösung der SNB nur der Nominalwert der Aktie von 250 Franken zukommt.
Mit dieser Regelung sollen spekulative Überbewertungen weniger wahrscheinlich gemacht werden, begründet die SNB. Diese Spekulationen entstünden aufgrund von Missverständnissen über die Rechte und Gewinnmöglichkeiten der SNB-Aktionäre.
Höhere Dividenden erkämpfen?
Angefangen hat die Spekulation mit der SNB-Aktie vor rund zwei Jahren. In Deutschland sind immer wieder Börsenbriefe erscheinen, die das Kurspotential des Titels als sehr gross einschätzten - trotz der genauen gesetzlichen Vorgaben. Ein deutscher Vermögensverwalter stellte sogar in Aussicht, das auf juristischem Weg eine höhere Dividende erkämpft werden könnte.
Zumindest die Aktionäre wollen nichts von einem solchen Ansinnen wissen. Mit 93 Prozent haben sie an der GV einen Antrag niedergeschmettert, welcher die Voraussetzungen für höhere Dividenden-Ausschüttungen schaffen wollte.
Jean Studer, Bankratspräsident der SNB, hält in seiner Rede fest, dass die Nationalbank-Aktie aufgrund ihrer besonderen Merkmale weniger als konventionelle Vermögensanlage zu betrachten sei. «Vielmehr bringen unsere Aktionäre mit ihrem Engagement ihre Verbundenheit mit unserer Institution zum Ausdruck.»
«...die Nationalbank gehört einfach standesgemäss dazu…»
Gleich sehen es auch viele Anteilseigner. «Ich habe viele verschiedene Aktien, und die Nationalbank gehört einfach standesgemäss dazu…», meint eine Aktionärin an der GV. Geld scheint also zumindest für die meisten Anwesenden eine untergeordnete Rolle zu spielen.