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Wochengast Jacqueline Fehr «Die muslimische Seelsorge in Spitälern ist ein Schlüsselprojekt»

Für die 100'000 Muslime im Kanton gibt es keine Notfallseelsorge. Justizdirektorin Jacqueline Fehr will das ändern.

Wenn Personen schwer verunfallen oder erkranken, wenn sie einen Schicksalsschlag erleiden, dann greifen sie häufig auf einen Seelsorger zurück. Während Christen ein grosses Seelsorgeangebot vorfinden, besteht für Menschen mit muslimischem Glauben ein Mangel. Das möchte der Kanton Zürich ändern und lanciert deshalb ein schweizweites Pilotprojekt.

Das Projekt muslimische Notfall-Seelsorge

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Ab 2019 sollen rund zehn muslimische Notfallseelsorger ausgebildet sein und ihre Tätigkeit aufnehmen können. Einsatzorte können Spitäler sein, aber auch Pflegezentren. Für den Aufbau der Ausbildung haben die Vereinigung der Islamischen Organisationen (VIOZ) und der Kanton eine Trägerschaft gebildet. Geschäftsführer ist Imam Muris Begovic. Der Kanton Zürich finanziert das Projekt bis Ende 2018 mit 325'000 Franken, die VIOZ trägt 60'000 Franken bei.

In Angriff genommen hat dieses Projekt die Zürcher Justizdirektion unter der Führung von Regierungsrätin Jacqueline Fehr. Als Regionaljournal-Wochengast nahm sie Stellung und erklärte, warum das Angebot nötig ist.

SRF: Jacqueline Fehr, warum braucht es muslimische Seelsorger in den Zürcher Spitälern? Können diese Aufgabe nicht auch die christlichen Seelsorger übernehmen?

Jacqueline Fehr: Im Kanton Zürich leben rund 100'000 Personen mit muslimischem Glauben. Geraten muslimische Familien in Notsituationen, dann würden sie gerne auch auf einen muslimischen Seelsorger zurückgreifen. Das zeigen Stimmen aus den Spitälern. Christliche Seelsorger können und wollen auch nicht alle Rituale anderer Religionsgemeinschaften ausführen.

Audio
Muslimische Seelsorger in Zürcher Spitälern - Interview mit Regierungsrätin Jacqueline Fehr
aus Regionaljournal Zürich Schaffhausen vom 25.02.2018.
abspielen. Laufzeit 16 Minuten 51 Sekunden.

Sie haben zwischen 2014 und 2016 schon einmal ein ähnliches Projekt gestartet. Es wurde abgebrochen, weil eine angehende Seelsorgerin extremistisches Gedankengut verbreitet haben soll. Warum lancieren Sie überhaupt nochmals ein solches Projekt?

Beim ersten Projekt wurde den muslimischen Organisationen einfach Geld zur Verfügung gestellt. Es stellte sich heraus, dass sie schlicht nicht wussten, wie sie die angehenden Seelsorger punkto Sicherheit überprüfen müssen. Die Muslime wurden alleine gelassen. Jetzt haben wir eine Partnerschaft: Der Kanton ist dabei, die Uni Freiburg für die Ausbildung und die Kantonspolizei für die Sicherheit. Wir haben die Lehren aus der Vergangenheit gezogen.

Sie haben letzten Dezember auch angekündigt, die Zusammenarbeit mit nicht anerkannten Religionsgemeinschaften zu vertiefen. Ist dieses Projekt nun eine Art Testbetrieb?

Es ist sicher ein Erfahrungsfeld, weil sich die westliche Gesellschaft damit auch in Zukunft auseinandersetzen muss. Es ist auch ein Schlüsselprojekt. Es ist wichtig, mit konkreten Projekten Erfahrungen zu sammeln. Denn eines ist klar: Es kommen weitere Fragen auf uns zu.

Das ganze Interview mit der Zürcher Regierungsrätin Jacqueline Fehr finden Sie als Audiofile in diesem Beitrag. Das Gespräch führte Pascal Kaiser.

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