Darum geht es: Neue Zähne wachsen lassen – das ist das Versprechen von Forschenden, die in Japan ab diesem Herbst ein neues Medikament testen wollen, wie mehrere Medien berichten. Dieser Forschungszweig der Zahnmedizin ist nicht neu: In Form von Implantaten können verlorene oder nicht richtig gewachsene Zähne schon lange ersetzt werden. Jedoch sind die Wurzeln dieser Zähne nicht biologisch, sondern metallisch oder keramisch.
Das Ziel des neuen Medikaments sei hingegen «fehlende Zähne wiederherzustellen und das nicht mit einer Prothese, sondern endogen im Körper des Patienten selbst neue Zähne herstellen zu lassen», sagt Michael Bornstein, Forschungsleiter vom Zahnmedizinischen Institut des Universitären Zentrums Basel (UZB).
Das ist die Zielgruppe: Das Medikament soll hauptsächlich bei Kindern zur Anwendung kommen, bei denen die Zähne nicht wachsen. Im Fachjargon spricht man von einer Agenesie, eine ausbleibende Entwicklung eines Organs in der embryonalen Wachstums- und Entwicklungsphase. Es handelt sich dabei gemäss einer Studie um einen genetischen Defekt. Dieser kann demnach nur einen einzelnen Zahn oder auch mehrere Zähne betreffen. In diesen Fällen könne das Medikament eben gezielt eingreifen und stimulierend für die Entwicklung dieser Zahnanlage wirken, sagt Bornstein.
Die Wirkung: Der Mechanismus wirkt hauptsächlich über verschiedene Messenger zwischen den Zellen, die Informationen weitergeben. Das Forschungsteam der Kyoto University hat erkannt, dass das Protein USAG-1 das Wachstum der Zähne begrenzt. Wenn dieses Protein blockiert würde, könnte das Wachstum neuer Zähne ermöglicht werden, so die Überlegung der Forschenden.
Die Wirkung des Präparats sei bei Patientinnen und Patienten über 40 Jahre eher gering, so Bornstein. «In diesem Alter ist die Anlage für das Wachstum von Zähnen nicht mehr vorhanden und man muss andere Ansätze finden, wie beispielsweise die Implantation von Stammzellen.» Man versuche aber, in der Forschung natürliche Methoden als Alternativen zu den herkömmlichen Implantaten zu finden.
So revolutionär ist das Medikament: «Das Medikament ist neu und innovativ. Die Entwicklung erfolgte über das letzte Jahrzehnt. Aber um die Jahre 2020/2021 wurden einige bahnbrechende Arbeiten dieser Forschungsgruppe aus Japan publiziert», sagt Bornstein. In der Forschung rund um dieses Medikament werde nun die Phase eins eingeläutet: «Wir schauen jetzt, dass dieses potenzielle Medikament keine unerwarteten Nebenwirkungen bei Menschen verursacht.» Laut Medienberichten könnte das Medikament bereits ab 2030 zum Einsatz kommen. Doch Bornstein meint dazu: «Das ist schon ein bisschen enthusiastisch.» Möglich sei jedoch, dass es dann im Rahmen einer klinischen Untersuchung zum Einsatz komme.