Der Bundesrat und das Bundesparlament haben entschieden, einen zweiten Strassentunnel durch den Gotthard zu bauen. Ob es soweit kommt, entscheidet das Stimmvolk am 28. Februar. Der Neubau und die Sanierung würden 2,8 Milliarden Franken kosten.
Wenn die zweite Röhre gebaut ist, könnte man den alten Tunnel sanieren. Nach der Sanierung soll dann der Verkehr richtungsgetrennt durch beide Röhren fliessen. Die Kapazität des Verkehrs darf aber nicht erhöht werden, dass haben die Schweizerinnen und Schweizer mit der Alpenschutzinitaitive 1994 beschlossen.
Angst vor Mehrverkehr vs. Angst vor Auswirkungen auf die Wirtschaft
Die Gegner der zweiten Röhre argumentieren, dass die Sanierung des jetzigen Tunnels auch während den üblichen Nachtsperren gemacht werden könne. Zudem befürchtet man wegen der zweiten Röhre auch mehr Verkehr; die Gegner sagen, der Verkehr könnte sich verdoppeln. Nach Argumenten der Befürworter brauche man die zweite Röhre, um die Wirtschaftsverbindungen in den Süden zu sichern. Ein Verlad des Schwerverkehrs auf die Schiene sei zu teuer.
Leidenschaftliche Diskussionen in Uri
Im Kanton Uri gibt es kaum jemanden, den die Abstimmung kalt lässt. «Ein Ja zur zweiten Gotthardröhre wäre für den Kanton Uri eine Katastrophe, wir würden endgültig vom Transitverkehr überrollt», sagt Lucia Lauener, Geschäftsführerin der Alpen-Initaitive.
Tunnelbefürworter und FDP-Präsident Matthias Steinegger hält dagegen: «Ein zweiter Tunnel ist die vernünftigste Lösung für den Kanton Uri und die ganze Schweiz». Eine Tunnelsanierung mit Teilschliessungen wäre volkswirtschaftlich schwierig zu verkraften, für Uri, aber besonders auch für das Tessin. Der Kanton Uri ist in der Gotthardfrage sehr gespalten. Im Jahr 2011 sprach sich die Bevölkerung mit 57 Prozent gegen einen zweiten Tunnel aus.
Zentralschweizer Wirtschaft weibelt mehrheitlich für ein «Ja»
Die Zentralschweizer Wirtschaftsvertreter setzen sich mehrheitlich für eine zweite Röhre ein. «Der Gotthardtunnel verbindet unsere wichtigsten Handelspartner, nämlich Süddeutschland und Norditalien», sagt der Direktor des Luzerner Gewerbevebandes, Gaudenz Zemp.
Die Gotthardabstimmung bewegt die Zentralschweiz
Der Luzerner CVP-Ständerat und Emmi-Verwaltungsratspräsident Konrad Graber hingegen vertritt einen anderen Standpunkt. Er ist gegen eine zweite Röhre: «Wir haben im Raum Luzern bereits heute Stau und brauchen die Umfahrungsautobahn Bypass.» Das Geld sei sinnvoller in den Agglomerationsverkehr investiert.
Die Tunnelfrage und der Mythos Gotthard
Der Urner Historiker Hans Stadler betrachtet die intensiven Diskussionen mit grossem Interesse und blendet zurück ins Mittelalter: «Die Urnerinnen und Urner haben ein pragmatisches Verhältnis zum Gotthard», sagt der Historiker: «Seit Jahrhunderten hat die Gotthardachse eine wirtschaftliche Bedeutung für Ur.i»
Der Mythos Gotthard spiele da kaum eine Rolle. Hans Stadler, selber ein Tunnelgegner, geht davon aus, dass die Schweiz einer zweiten Röhre zustimmen wird. «Steter Tropfen höhlt den Stein», meint Stadler.