Die Greenpeace-Kampagne über den Sinn und Zweck der Jodtabletten-Verteilung findet Erika Ziltener eigentlich eine gute Sache. Die Geschäftsleiterin der Zürcher Patientenstelle und SP-Kantonsrätin ist trotzdem nicht glücklich über das Schreiben, welches Greenpeace am Donnerstag in knapp eine Million Haushalte verschickt hat. Denn es sieht wie ein offizielles Schreiben des Bundes aus, Absender: Die Geschäftsstelle Kaliumiodid-Versorgung.
Erika Ziltener sagt: «Ich finde es falsch, wenn die Bevölkerung bei Informationen zu Medikamenten durch unterschiedliche Angaben verunsichert wird.» Die Absender solcher Informationen müssten deshalb klar erkennbar sein. Wer unsicher ist, solle sich an die offizielle Hotline des Bundes wenden, empfiehlt Ziltener. Diese erhielt bereits zahlreiche Anrufe nach dem jüngsten Versand.
Grosse Gefahr als Rechtfertigung
Die Umweltorganisation Greenpeace rechtfertigt ihr Täuschungsmanöver mit der irreführenden Information des Bundes zur aktuellen Jodtabletten-Verteilung. Die Bevölkerung erhalte den Eindruck, dass sie dank der Tabletten bei Unfällen in Atomkraftwerken geschützt sei, kritisiert Kampagnenleiter Christian Engeli. «Natürlich haben wir mit dem gefälschten Absender des Briefes gespielt», so Engeli. Angesichts des Risikos, das für alle bestehe, so lange die AKW's in Betrieb seien, finde er das aber berechtigt.
Die Zürcher Bevölkerung ist zahlenmässig die grösste Gruppe, die neu mit Kaliumiodid-Tabletten als Vorsorge für einen Ernstfall in einem Atomkraftwerk versorgt wird. Der Bund hat den Radius für den Jodtabletten-Versand nämlich deutlich vergrössert. Entsprechend gross ist hier das Interesse an Informationen. Der gefälschte Brief dürfte für Greenpeace aber ohne Folgen bleiben. Auf Anfrage von Radio SRF hiess es, der Bund habe zur Zeit nicht vor, rechtliche Schritte gegen die Umweltorganisation einzuleiten.
(simd, Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 6:30 Uhr)