Am Dienstag schilderte der Beschuldigte vor Gericht den Tathergang. Er gab an, in der Nacht zuvor in der Moschee von Wetzikon ZH übernachtet zu haben. Am späten Vormittag sei er von dort weggegangen. Seine Pistole, die er eine Woche zuvor aus dem Kosovo mitgebracht hatte, habe er erst ins Handschuhfach seines Autos und danach in die Hosentasche gesteckt. Dann sei er über Umwege ins benachbarte Pfäffikon ZH gefahren. Bei der Fahrt habe er niemals daran gedacht, seine Frau zu erschiessen.
Der Mann, dem seit einem handgreiflichen Streit zwei Monate zuvor verboten worden war, sich seiner Ehefrau zu nähern oder die Familienwohnung zu betreten, wartete, bis die Frau in der Mittagspause von ihrer Arbeitsstelle heraus kam.
Ich wollte das mit ihr regeln und mich mit ihr versöhnen.
Er habe sich alles ganz anders gedacht. In seiner Vorstellung umarmten sich die wieder versöhnten Eheleute und küssten sich. Als die Frau keine Anstalten machte, mit ihm zu sprechen, habe er sie am Arm zurückgehalten und ihr vorgehalten, wegen ihr könne er weder essen noch trinken. Er habe erreichen wollen, das sie ihre Anzeige zurückziehe, sagte er vor dem Bezirksgericht.
Das habe sie strikt abgelehnt. Sie habe gedroht, die Polizei zu rufen. Zudem habe sie ihm erklärt, sie sei nicht mehr seine Ehefrau, sie habe jetzt einen zehn Jahre Jüngeren. Dann habe sie um Hilfe gerufen.
Keine Erklärung für die tödlichen Schüsse
Als sich «ein Schuss gelöst» habe, sei er schockiert gewesen, erzählte der Beschuldigte. «Ich wollte nicht so handeln». Weshalb er allerdings dreimal abgedrückt hatte, konnte er nicht sagen.
Nach den tödlichen Schüssen mitten im Dorf Pfäffikon führte der Mann mehrere Handy-Telefonate. Unter anderem informierte er seine Mutter im Kosovo darüber, dass er «einen Fehler gemacht habe».
Plötzlich sah er die Sozialdienstchefin aus dem Gemeindehaus kommen. Mit ihr hatte er sich laut Aussagen vom Montag in den Tagen zuvor gestritten, weil sie ihm zusätzliches Geld verweigerte. Er sei zu ihr hin gegangen und habe ihr sagen wollen, sie habe seine Familie zerstört.
Wie es dazu kam, dass er auch sie erschoss, konnte er vor Gericht nicht erklären. Er sei jedenfalls nicht in Tötungsabsicht zu ihr hingegangen. «Ich schäme mich für das, was ich gemacht habe», versicherte der Beschuldigte. «Für niemanden ist es schlimmer als für mich». Die Aussagen des Angeklagten stehen im Widerspruch zu früheren Aussagen. In diesen hatte er eine Tötungsabsicht bestätigt.
Dass der Staatsanwalt eine lebenslängliche Freiheitsstrafe fordere, verstehe er. «Sie können mich auch erhängen - ich hätte nichts dagegen.»
Zeuge brachte keine neuen Erkenntnisse
Am Dienstagnachmittag sagte ein entfernter Verwandter des Beschuldigten aus. Er beschrieb den 60jährigen Kosovaren als «weder böse noch schlecht». Nie hätte er gedacht, dass die Eheprobleme des Paares auf diese Weise enden würden.
Obwohl er sich nicht habe einmischen wollen, besuchte er die Ehefrau des Angeklagten. Er versuchte sie zu überreden, die Anzeige wegen häuslicher Gewalt zurückzuziehen. Er habe jedoch nicht insistiert. Die Bemerkung einer der Töchter, der Vater wolle die Mutter töten, habe er nicht glauben können.
Der Mordprozess wird am Mittwochmorgen fortgesetzt. Gerichtspsychiater Frank
Urbaniok wird dann das Gutachten über den Beschuldigten erläutern.
Am Freitag stehen die Plädoyers auf dem Programm. Das Urteil wird am
19. April eröffnet.