Am Mittwoch stieg der FC Zürich ab – und am Sonntag gewann er den Cup. Kann man das erklären? Sportpsychologe Jan Rauch glaubt, dass mit dem Abstieg auch ein Teil des Drucks wegfiel, der auf den Spielern lastete. Und: «Im Cup gab es etwas zu gewinnen. In der Meisterschaft konnten die FCZ-Spieler nur noch verlieren.»
Ein Sportpsychologe für den FCZ?
Spitzensportler seien zwar geübter im Umgang mit schwierigen Situationen. «Aber auch sie sind keine Maschinen», sagt Rauch, der Sportpsychologie lehrt am Institut für angewandte Psychologie der ZHAW. «Bei Profis basieren viele Bewegungsabläufe auf Automatismen», erklärt er. «Sitzt die Angst im Nacken, funktionieren genau diese nicht mehr.» So liessen sich auch die teils harmlosen Spiele des FCZ erklären. Und die Tatsache, dass die Spieler ihr Potential nicht ausschöpfen konnten.
Er rät dem FCZ deshalb auch, sich diesbezüglich Hilfe zu holen: «Für die nächste Saison ist es wichtig, dass die Spieler psychologisch betreut werden.» Wünschenswert wäre jemand, der sich mit Teampsychologie auskennt. Aber auch ein Trainer, der in dieser Hinsicht gewisse Kenntnisse habe, könne etwas bewirken.
Gewisse Funktionäre kaufen lieber 50 Bälle statt einen Sportpsychologen anzustellen.
Eine bewährte Technik sei das Visualisieren. «Wenn man sich etwas vorstellt, dann werden dieselben Hirnareale aktiv, wie wenn man es tatsächlich tut.» So liessen sich die Bahnen im Hirn vorspuren und die Bewegungen «feinjustieren».
Im Schweizer Fussball sind Sportpsychologen noch Mangelware. «Fast jeder weiss, dass mentales Training wichtig ist. Dafür Geld in die Hand nehmen wollen aber die wenigsten», sagt Jan Rauch. Anders im Eishockey, wo Mentaltrainer üblich sind. Die Fussballer haben in diesem Bereich also noch Potential, das sie anzapfen könnten.