Vilvoorde in Belgien galt lange als Hochburg für junge Männer, die sich dem Islamischen Staat anschlossen - bis die Stadt die Notbremse zog. Die Behörden richteten ein breitgefächertes Frühwarnsystem ein. So suchten sie zum Beispiel den direkten Kontakt zu den gefährdeten Jugendlichen. Innerhalb von zwei Jahren konnte Vilvoorde die Zahl der Dschihad-Reisenden massiv senken.
Von den Erfahrungen in Vilvoorde will nun der Kanton Zürich profitieren, nachdem besonders die Stadt Winterthur wegen Dschihad-Reisenden in die Schlagzeilen geraten ist. Eine Zürcher Delegation um Justizdirektorin Jacqueline Fehr traf sich diese Woche mit dem Bürgermeister von Vilvoorde zum Erfahrungsaustausch. Im Interview mit SRF-Korrespondent Oliver Washington sagt Jacqueline Fehr: «Die Reise hat sich gelohnt.»
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Muslime zu Partnern machen
Es habe sie beeindruckt, wie die Verantwortlichen in Vilvoorde mit der muslimischen Bevölkerung zusammenarbeite, so Fehr: «Hier geht man davon aus, dass auch die muslimische Bevölkerung sehr besorgt ist wegen der Radikalisierung der Jugendlichen. Die Muslime wurden so zu Partnern der Behörden, denn schliesslich sind es ihre Kinder, die in den Krieg ziehen wollen. Das hat mich recht überzeugt.»
Die Präventionsarbeit von Vilvoorde habe sie sehr an die Zürcher Drogenpolitik der 90er-Jahre erinnert: «Es ist eine Politik mit verschiedenen Säulen wie Prävention, Deradikalisierung und Repression.» In Vilvoorde gebe es viele niederschwellige Angebote. Ausserdem werde intensiv mit den gefährdeten Jugendlichen gearbeitet.
Zürich hat noch zu lernen
Jacqueline Fehr sieht sich nach dem Treffen in Vilvoorde in vielem bestätigt: «Ich habe gesehen, dass wir grundsätzlich auf einem guten Weg sind.» Aber Zürich könne auch noch viel verbessern: «Wir haben immer noch ein Problem mit dem Einbezug der muslimischen Gemeinschaften. Unsere Kontakte sind noch nicht weit genug entwickelt. Das Vertrauen ist noch nicht da.»