Die Zürcher Spitallandschaft ist im Umbruch. Die Regionalspitäler stehen vor einer ungewissen Zukunft: Uster und Wetzikon wollen fusionieren, in Affoltern droht gar die Schliessung. Welches sind die Ursachen für diese Umwälzungen und was bedeutet das für die Patientinnen und Patienten? Der Gesundheitsökonom Werner Widmer gibt Antworten.
SRF News: Es kommt Bewegung in die Zürcher Spitallandschaft. Haben Sie diese Entwicklungen kommen sehen?
Werner Widmer:Ja, es ist keine Überraschung. Die Spitäler müssen ihre Strukturen anpassen. Ein Grund dafür ist die kürzere Aufenthaltsdauer in den Spitälern. Ein anderer ist die Verlagerung von stationären Aufenthalten zur ambulanten Behandlung. Natürlich ist die Bevölkerung gewachsen, wir haben aber trotzdem zu viele Betten.
Ist eine Fusion, wie sie Uster und Wetzikon planen der richtige Weg?
Ja, so eine Fusion ist eine elegante Lösung. Man kann verschiedene Dinge nur noch an einem Ort konzentrieren. So wird der 24/7-Betrieb mit Notfallstation natürlich kostengünstiger.
Solche Veränderungen goutiert das Stimmvolk häufig nicht. Es jammern zwar alle über die hohen Gesundheitskosten, ändern will man aber nichts. Haben Sie dafür eine Erklärung?
Es leben sehr viele Leute sehr gut damit. Jeder 9. lebt in der Schweiz von einem Lohn aus dem Gesundheitswesen. Dazu kommt: Spitäler stehen nicht in einem globalen Wettbewerb. Deshalb bewegt sich wenig.
Zur Zeit gibt es im Kanton Zürich noch 24 sogenannte Listenspitäler. Wie viele gibt es noch in 10 Jahren?
Es wird weniger Spitalbetten geben. Spitäler könnte es gleich viel haben. Aber sie werden ganz anders funktionieren. Die Zukunft der Spitäler heisst in vielen Fällen «Hospital at Home». Man wird rasch nach Hause gehen, stark unterstützt von Informationstechnologie und Digitalisierung. Das ist ein Trend auch international.
Das Gespräch führte Fanny Kerstein. Sie finden das ganze Gespräch im Audiofile.