Ziellos herumfliegen und ein bisschen pfeifen? Nun, das können sie auch, wobei man das «ziellos» gerade, wenn es im Vogelzug koordiniert in Richtung Süden geht, definitiv streichen kann. Nein, Vögel sind einiges vielseitiger, als man denkt. Damit die Vielfalt der Vogelarten und der Lebensraum erhalten bleiben, setzt sich die Vogelwarte Sempach seit hundert Jahren ein.
Zum Jubiläum der gemeinnützigen Stiftung schmücken wir uns mit einheimischen Federn. «Vogelwärteler» Livio Rey verblüfft mit Vogel-Fakten, die vielen von uns nicht bekannt sein dürften.
Oder haben Sie etwa gewusst, dass es Vogelarten gibt, die in der Luft fressen und schlafen? Und welches hierzulande der häufigste Brutvogel ist?
Orientierung: das GPS gleich eingebaut
Vögel haben verschiedene Möglichkeiten zur Orientierung. Einerseits orientieren sie sich an Sonne, Mond und Sternen. Andererseits wissen sie dank geografischen Strukturen wie Bergen, Flüssen oder Seen, wohin sie fliegen.
Weiter verfügen sie über den Magnetsinn, der es ihnen ermöglicht, das Magnetfeld der Erde wahrzunehmen und sich so zu orientieren. Auch die Polarisation des Lichts hilft ihnen unterwegs. Vereinfacht: Sie nehmen charakteristische Muster und Veränderungen des Lichts am Himmel wahr und nutzen diese Informationen zur Orientierung.
Alpensegler: fliegen und schlafen zugleich
Der Alpensegler kann bis zu 200 Tage ununterbrochen in der Luft sein. Herausgefunden hat das die Vogelwarte Sempach, indem sie einige dieser Vögel mit sogenannten Geo-Lokatoren ausgestattet hat. Diese Geräte zeichnen die Aktivitäten der Tiere auf. Die Auswertung der Daten hat ergeben, dass Alpensegler während etwa sieben Monaten ohne Zwischenlandung fliegen können.
Das bedeutet auch, dass sie in luftiger Höhe fressen und schlafen. Wie das genau funktioniert, ist unklar. Aber es gibt weitere Vögel, die halbseitig schlafen können, während die andere Hirnhälfte wach ist.
Eulen: feine Ohren helfen beim Jagen
Wer vor allem in der Nacht aktiv ist, braucht gute Augen – und ein noch besseres Gehör. Deshalb haben Eulen asymmetrisch angeordnete Ohren, die für die Jagd äusserst nützlich sind.
Denn dadurch nehmen sie Umgebungsgeräusche – beispielsweise das Rascheln eines Mäuschens im Laub – zu leicht unterschiedlichen Zeitpunkten wahr. Durch die feine Differenz von Ohr zu Ohr können Eulen besser einschätzen, wo genau sich die Beute gerade befindet.
Häufigster Vogel: Spatz oder Taube – oder doch nicht?
Da können die Spatzen von den Dächern pfeifen, was sie wollen: Der häufigste Brutvogel in der Schweiz ist der Buchfink mit rund einer Million Brutpaaren. Der Buchfink kommt häufig in Wäldern, aber auch in Parks, Gärten und Siedlungen vor.
Viele Männchen bleiben das ganze Jahr in der Schweiz, die Weibchen fliegen für den Winter in den Mittelmeerraum.
Vogelrekorde: schneller, grösser, kleiner
Der schnellste Vogel der Welt lebt auch in der Schweiz. Es ist der Wanderfalke, der im Sturzflug bis über 200 km/h schnell ist. Auch Europas kleinster Vogel fühlt sich hierzulande wohl: das Wintergoldhähnchen. Ein kleines Vögelchen, nur etwa 9 cm gross und wenige Gramm schwer.
Einer der grössten Vögel hingegen ist der Bartgeier. Seine Flügelspannweite von bis zu 2 m 80 cm ist Rekord – zumindest in der Schweiz.