Sie haben einen weiten Weg hinter sich und sind gespannt auf das Spektakel, das sich ihnen bald bieten wird: Ornithologinnen und Ornithologen aus der halben Schweiz haben sich auf einer Waldlichtung bei Langenthal im Kanton Bern eingefunden.
«Dieses Spektakel kommt nur alle paar Jahre vor. Ich war gestern schon hier und will das einfach noch einmal erleben», sagt etwa Gaby Fierz aus Unterentfelden. Die Naturfreunde um sie herum pflichten ihr bei. Es sei ein Schauspiel von Unmengen von Bergfinken, sagt auch Susanne Kaufmann aus Liestal lächelnd. Die Vögel sind zu Tausenden als Wintergäste aus Skandinavien in die Schweiz geflogen – und begeistern das Publikum mit ihrem Tanz.
Einer groben Schätzung zufolge könnten bis zu einer Million Bergfinken in der Schweiz überwintern. Zwar hat es hierzulande jeden Winter Bergfinken. Ein Masseneinflug wie heuer findet aber nur alle paar Jahre statt, wie Livio Rey, Biologe bei der Schweizerischen Vogelwarte Sempach, erklärt.
«Erstens braucht es eine Buchenmast, also sehr viele Buchennüsschen in der Region. Zweitens darf es keinen Schnee haben. Und drittens braucht es weiter im Norden, wo die Bergfinken normalerweise in grosser Zahl überwintern, schlechtere Bedingungen, wodurch sie eben nicht so gut zur Nahrung kommen.» Dann wichen die Vögel entsprechend nach Süden aus und bildeten bei uns grosse Schlafplätze, so Rey weiter.
Spektakel zum Schutz vor Greifvögeln
Ihre hypnotischen Luftspiele machen die Vögel aber nicht nur zum Spass. Sie sollen auch die Sperber und Mäusebussarde verwirren, die auf Beutefang gehen. Wer den Greifvögeln entkommen ist, lässt sich irgendwann in einem Baum nieder und hinterlässt beim Publikum glückliche Gesichter. «Diese Bergfinken, diese Formationen, diese Geräuschkulisse – und ein so schöner Vogel. Das ist wirklich unglaublich», schwärmt Ornithologe Livio Rey.
Solange genügend Buchennüsschen da sind, werden die Bergfinken wohl noch eine Weile in der Schweiz bleiben. Spätestens im März werden sie aber wieder zurück nach Skandinavien ziehen.