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75 Jahre Gründung der DDR Fünf Kult-Lebensmittel, die die DDR überlebt haben

Die DDR ist längst Geschichte. Doch viele Lebensmittel aus der Deutschen Demokratischen Republik überlebten in den Regalen von Detailhändlern bis heute und haben teils sogar Kult-Status erlangt.

Rotkäppchen Sekt

Das wohl bekannteste Überbleibsel aus der DDR kommt aus einer Sektkellerei an der Unstrut in der Nähe von Leipzig, heisst «Rotkäppchen» und ist ein Sekt. Die im Jahr 1865 gegründete Kellerei konnte bis heute ihren Betrieb aufrechterhalten.

Zwei Frauen mit Sektflaschen vor einer Ziegelwand.
Legende: Nach der politischen Wende 1989 tranken die Ostdeutschen lieber Sekt aus dem Westen oder dem Ausland und der Absatz der Firma sank 1991 auf 2,9 Millionen verkaufte Flaschen. Keystone/akg-images/Sammlung Berliner V

Die beiden Weltkriege trafen das Unternehmen schwer und stellten es vor existenzbedrohende Probleme. Während der DDR-Zeit wurde das Unternehmen – wie viele andere Lebensmittel- und Getränkeproduzenten – in die «Vereinigung Volkseigener Betriebe» (VVB), also in die damals herrschende Planwirtschaft, integriert. Die Kellerei musste damals jährlich eine vorgeschriebene Menge von 15 Millionen Flaschen Sekt produzieren. Heutzutage produziert das Unternehmen etwa 15- bis 20-mal so viel Sekt für den Binnen- und Exportmarkt.

Spreewälder Gurken

Die Spezialität aus dem Osten Deutschlands wird auch heute noch verkauft. Die Gurken aus dem Spreewald erhielten 1999 EU-weit eine geschützte Herkunftsbezeichnung. Dafür müssen sie zu mindestens 70 Prozent im Wirtschaftsraum Spreewald erzeugt worden sein.

Holzfass mit Spreewälder Knoblauchgurken.
Legende: In der DDR noch eine echte Rarität werden die Gurken nach Spreewälder Art heute von Menschen im Ganzen deutschsprachigen Raum konsumiert. Getty Images/Ullstein

Im Film mit Schauspieler Daniel Brühl «Good Bye, Lenin!» (2003) erlangte das traditionell ostdeutsche Produkt noch mehr Aufmerksamkeit im Westen. Denn im Film suchte der Protagonist in den Supermärkten des vereinigten Deutschlands verzweifelt nach den Gurken aus dem Osten.

Menschen auf Plattform ernten Gurken auf Feld.
Legende: Erntehelfende, die im Spreewald in Handarbeit Gurken pflücken. Keystone / Caro Andreas Froese

Zuletzt haben die Gurkenproduzenten wieder mehr Mühe gehabt, ihr Traditionsprodukt zu verkaufen.

Pfefferminzlikör

«Pfeffis» sind Liköre mit bis zu 50 Volumenprozent Alkohol verschiedener Hersteller wie beispielsweise Nordbrand oder Schilkin (Berliner Luft). In der DDR erfreuten sich Liköre, Schnäpse und Weinbrand grosser Beliebtheit.

Lachender Mann hinter Auswahl von Spirituosenflaschen.
Legende: Sergej Schilkin war ein deutscher Unternehmer mit russischer Herkunft, welcher den nach ihm benannten Spirituosenhersteller «Schilkin» vor und nach der Wende leitet. Ein weiteres bekanntes Produkt aus der Palette der Firma war bereits damals der Pfefferminzlikör, der heute als «Berliner Luft» verkauft wird. Getty Images/Ullstein

DDR-Bürger tranken im Jahr 1988 im Schnitt ca. 16,1 Liter Schnaps pro Kopf. Das war die doppelte Menge dessen, was ihre Nachbarn im Westen damals konsumierten.

Brausen

Auf der non-alkoholischen Seite der Getränke erfreuten sich im Arbeiter- und-Bauern-Staat Brausen grosser Beliebtheit. Einerseits gibt es die «rote Fassbrause» mit Himbeeraroma, welche auch bei Kindern Anklang fand. Viele Fassbrausen wurden auch mit Malzextrakten hergestellt und waren in den wärmeren Monaten als Erfrischungsgetränk sehr beliebt.

Andererseits gibt es noch die ursprünglich in Thüringen hergestellte «Vita Cola», also das DDR-Pendent zur weltbekannten amerikanischen «Coca Cola». Nach der Wende wurde die Produktion dieses Getränks eigentlich eingestellt und von vielen kleinen Herstellern unter wechselnden Namen weitergeführt. 1994 wurde das Unternehmen dann von einem grösseren Getränkehersteller übernommen und seit 1996 flächendeckend in den neuen Bundesländern angeboten. Alle diese Arten von Brausen findet man auch noch heute in Regalen von Supermärkten.

Vier Tüten Ahoj-Brausepulver in verschiedenen Geschmacksrichtungen.
Legende: Die «Ahoi-Brause» löste nach der Wende das Ost-Brausepulver ab und ist bis heute im Handel erhältlich. imago/Schöning

Bautz'ner Senf

Senf galt in der DDR als Grundnahrungsmittel und wurde daher staatlich subventioniert. Laut dem Mitteldeutschen Rundfunk war in den DDR-Jahren der «Bautz'ner Senf mittelscharf» das beliebteste Senferzeugnis unter den Bürgerinnen und Bürgern.

Im Vergleich zur Bundesrepublik, wo pro Kopf ca. 90 Gramm Senf pro Jahr konsumiert wurde, lag der Pro-Kopf-Konsum in der DDR damals bei fast 1,5 Kilogramm (!) Senf im Jahr. Auch nach der Wende ist (Bautz'ner) Senf in ostdeutschen Küchen noch immer unverzichtbar und wird weltweit exportiert.

Radio SRF 1 «Onlinetalk», 7.10.2024, 15.15 Uhr

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