Darum geht es: Frauen haben in der Regel weniger WCs zur Verfügung als Männer. Das lässt sich gut am Beispiel im Bundeshaus erläutern: 21 WCs stehen den derzeit 93 Frauen des National- und Ständerats im Bundeshaus zur Verfügung. Den 153 männlichen Parlamentariern stehen 25 Toiletten und 27 Pissoirs zur Verfügung. Warum? Das Ganze ist historisch gewachsen. Als das Bundeshaus zwischen 1894 und 1902 gebaut wurde, gab es keine einzige National- oder Ständerätin.
Historische Gründe: Im öffentlichen Raum gab es lange keine Toiletten für Frauen. Ein Beispiel aus Zürich: 1893 gab es die erste öffentliche Toilette für Frauen am Bürkliplatz beim Zürichsee. Davor erledigten Frauen ihr Geschäft im Freien – zwischen Bäumen und Gassen. Unter ihren Röcken trugen sie oft sogenannte «Schnellscheisserhosen» mit Loch am Hinterteil. Diese besondere Unterhose kam auch nach der Eröffnung des ersten öffentlichen Frauen-WCs weiterhin zum Einsatz. Die Toilette kostete nämlich zehn Rappen, was damals ein kleines Vermögen war. Für Männer gab es damals schon kostenlose Pissoirs.
Das sagt die Wissenschaft: Vor den Frauen-WCs reiht Frau sich in die lange Schlange ein, während Männer rasch pinkeln gehen. Zwei belgische Mathematiker haben das 2017 sogar mit Modellrechnungen untersucht. Das Resultat? Bei Veranstaltungen mit vielen Menschen warten Frauen mehr als 6 Minuten, Männer hingegen gerade einmal 11 Sekunden. Dabei war die Annahme, dass Frauen durchschnittlich 1 Minute und 30 Sekunden auf dem Klo brauchen, Männer hingegen nur 1 Minute. Grund für die unterschiedlichen Zeiten: Pinkeln auf einer Sitztoilette ist aufwendiger, als beim Pissoir kurz den Hosenschlitz öffnen zu müssen. Frauen müssen zudem auch Binden oder Tampons wechseln. Männer hingegen nicht.
Öffentliche WCs: Was im Bundeshaus gilt, gibt es auch heute noch in vielen anderen Gebäuden. Da früher viele (Arbeits-)Orte fast reine Männerzonen waren, gab es einfach wenige Frauen-WCs. Oft war auch Hierarchie einer Firma bei WCs sichtbar: Frauen wären Sekretärinnen, darum waren WCs irgendwo. Das Männer-WC war oft an gut erreichbaren Orten.
Das müsste sich ändern: Wenn die geplante WC-Fläche für beide Geschlechter gleich gross sind, führt das per se zu längeren Wartezeiten für die Frauen – das wurde beim Planen sehr lange nicht einberechnet.
Möglicher Lösungsansatz? Das sogenannte Gender Planning oder Gender Building bezieht sich darauf, dass man möglichst früh beide Geschlechter einkalkuliert. Alle sollen einigermassen gut erreichbare und zahlenmässig gut verfügbare WCs haben. Und weitere Geschlechter werden immer mehr Thema. Heute ist vor allem auch die Unisex-Toilette ein grosses Politikum.